Dienstag, 16. Dezember 2008

Morelia und Pátzcuaro...

...standen an diesem verlaengerten Wochenende auf der Liste. Jawohl, die alte Dame aus vorherigen Eintraegen hinterliess nicht nur auf seltsame Weise ihre Kathedrale, sondern bescherrt den Mexikanern ebenso einen Feiertag! Somit galt es 3 Tage zu ueberbruecken und Zeit zu nutzen, die es ab Januar nicht geben wird...

Als der Wecker also am Freitag um 5:30 Uhr ging, war ich frohen Mutes. 4 Stunden Busfahrt erster Klasse standen mir bevor und VIEL Kultur. Jeder meiner Kollegen schwaermte zuvor von Morelia, einer kleinen Kolonialstadt im Suedwesten des Landes. Dort angekommen sah man davon jedoch zunaechst nicht viel und als Mensch grosser Ungeduld, sah man mir die Enttaeuschung sofort an.

Das Hotel, welches sich 10 Minuten von der Innenstadt entfernt befinden sollte, befand sich tatsaechlich 10 km entfernt davon, was quasi dem naechsten Ort entsprach. Der Taxifahrer versuchte mich daraufhin erst einmal zu beruhigen: "Lassen sie uns doch erst einmal beim Hotel ankommen, bevor sie sich vor Schreck einmachen..." Das Huettchen, in dem ich daraufhin untergebracht wurde, war in der Tat nicht schlecht, jedoch ein wenig einfach fuer den Preis...

Die Altstadt hatte dann doch einiges zu bieten. Trotz tausender Bemerkungen der mexikanischen Herren hielt mich nichts davon ab, wie wild Fotos zu knipsen und die gibt es hier:



Mein abendlicher Spaziergang zurueck endete mit schwarzen Fuessen und keiner Lust mehr noch einen Schritt zu gehen...Doch ich wusste, der naechste Morgen und das naechste Abenteuer war gewiss.

Und das kam. Mit dem Bus ging es weiter nach Pátzcuaro, einem kleinen Ort mit rot-weissen Haeuschen, einheitlicher Beschriftung der Laedchen (erster Buchstabe rot, der Rest schwarz) und vielen kleinen Gaesschen, die im Getuemmel des Marktgeschehens jedoch etwas untergingen. Mit dem kleinen Bus, welcher eher dem Hippie-VW-Bus glich, als einem oeffentlichen Verkehrsmittel, ging es fuer 40 Eurocents zum See. Dieser war neben seiner ausladenden Braeune von einer kleinen Inselgruppe bestehend aus 5 Inseln gepraegt, auf denen offenbar Artisanlaedchen mit guten Preisen zu finden waren. Die Artisanlaedchen entpuppten sich als unendlicher Markt mit touristenerprobten Verkaeufern. Kleine Kinder mit grossen Bettelaugen hielten um mich herum die Haende auf und ICH HATTE KEINEN BOCK MEHR!

Also fuhr ich zurueck. Es dunkelte bereits und ich entschied mich, mich in mein bescheidenes Zimmer zu verziehen. Was bin ich froh, dass diese Nacht vorueber ging UND ich keine Floehe oder Laeuse davongetragen habe!

Bilder vom Hotel bleiben hier erspart, restliche Eindruecke wie immer in Bildern:



Nun bin ich wieder in Mexiko Stadt...bereit fuer die erste Heimreise, bereit fuer weniger Abenteuer, Lebkuchen und Gluehwein. Anbei fuehre ich eine lange Wunschliste mit Dingen, die den Mexikanern unsere deutsche Weihnachtskultur naeherbringen sollen...

Sonntag, 7. Dezember 2008

Fuehrerschein in Mexiko Stadt

Tja, wer haette das gedacht...Im vorangeschrittenen Alter von 24 Jahren wurde ich nun verdonnert (aus Gruenden der Sicherheit) meinen Fuehrerschein zu machen. Und welcher Ort waere dafuer besser geeignet als Mexiko Stadt? Erst einmal ohne Regeln fahren ist doch eh viel einfacher, nicht wahr?

Schoen waer's...Da ich mich nicht direkt in den Tod stuerzen wollte, entschied ich mich in eine Fahrschule einzuschreiben. Auto UND Fuehrerschein hatte ich bereits gekauft.

Die erste Stunde entsprach einem Horror. Wir befanden uns mittem im Berufs- und Weihnachtsverkehr, der seit dem 1. Dezember leider nur des (Mitter-)nachtens einschlaeft. Vor ging es nur beschwerlich (wer hat diesen Bloedsinn mit der Kupplung erfunden???), dafuer umso leichter zurueck. Als eine aufbrausende Dame im knallroten Hosenanzug vor unser Auto trat und uns nach userer Versicherungsnummer fragte, da ich ihr offenbar draufgerollt war, entgegnete Hugo, mein Fahrlehrer, nur ganz cool: "Halte du deinen Sicherheitsabstand!" Dafuer haette er eine Standing Ovation bekommen muessen, denn Sicherheitsabstand existiert hier nur in Grenzen (von 30 cm) und wird in der Regel mit Eindringlingen (Vordraenglern) bestraft.

Auch ich durfte mir bereits ein Bild der aggressiven Frauen hier machen. In der Tat heisst es als Frau offenbar nur "Augen zu und durch". Vorfahrtsregeln (haha) werden da nicht beachtet und Regeln (hahaha) ... auch nicht.

Aber, wie weise Leute schon bereits frueher wussten, was uns nicht umbringt macht uns hart, und wer Fahren auf Mexiko's Strassen lernt, der wird es wohl ueberall hinbekommen...

Unten angehaengt ist der Beweis - mein Fuehrerschein. Was sie mit dem Photo angestellt haben, weiss ich leider auch nicht. Zur Beruhigung: Ich bin nicht so blond, ich gucke normalerweise nicht wie ein Eichhoernchen und geheult habe ich an jenem Tag auch nicht...

Montag, 24. November 2008

Guadalupe und Teotihuacan

Wer diese Worte auf Anhieb richtig ausspricht, bekommt ein Bienchen.

Da habe ich es wahrlich gluecklich angetroffen, dass die Besitzerin meiner Wohnung eine vor 35 Jahren ausgewanderte Deutsche ist, die ganz nebenbei auch noch ihr Brot mit Reisefuehren verdient. Sie ist zudem ganz wie ich eine Plaudertasche und wuerden Muedigkeit und Zeit uns nicht immer wieder im Wege stehen, wuerden wir noch heute reden. Leider ist sie bereits mit der derzeitigen Reisegruppe beim naechsten Abenteuer und so verbringe ich meinen ruhigen Sonntag etwas weniger aktionsreich als den Vortag...

...denn da wurde ich prompt von Marion, der Reiseleiterin, eingeladen mitzukommen. Mit einem grossen Bus und zehn Touristen aus Deutschland ging es 8 Uhr morgens los. Erster Stop:

Gu-A-Da-Lupe.

Und der Vorteil an solchen gefuehrten Reisen ist, man bekommt unheimlich viele Hintergruende mit.

So trug es sich vor langer Zeit einmal zu, dass ein junger Mann seinen ihm sehr nahen, doch schwer erkrankten Onkel das letzte Mal im noerdlichen Teil der heutigen Mexiko Stadt besuchen wollte. Auf seinem Weg zu ihm, hoerte er jedoch ploetzlich eine Stimme, die stets "Mein Sohn! Mein Sohn!" rief. Und siehe da, er drehte sich um und sah eine ihm unbekannte Frau, die ihn nun bat in die Stadt zu gehen und eine Kirche fuer sie errichten zu lassen. Eigenartig fand das der junge Mann wohl auch, aber hatte wohl Angst, dass diese Frau eine Hexe oder aehnliches sei und machte sich fortan tatsaechlich auf den Weg in die Stadt. Nachdem er sich dann gruendlich hatte auslachen lassen, nahm er sein rotes Kaeppchen und sein Koerbchen (ups, falsche Geschichte) und ging zurueck zu dem Ort, wo er seinen Onkel besuchen wollte.

Nun war da wieder die Alte mit ihrem nervigen "Mein Sohn! Mein Sohn!". Doch diesmal gab sie ihm klarere Instruktionen. Er solle doch erst zu seinem Onkel gehen, der im Uebrigen wieder kerngesund sei. Zusaetzlich solle er aber noch ein paar Rosenzweige in seine Brusttasche stecken und mit ihnen dann in die Stadt gehen um der guten Frau eine Kirche widmen zu lassen.

Und was geschah wohl als naechstes? Der Onkel war in der Tat quickfidel, nachdem aus dem Bauch des Wolfes... (ah, wieder falsche Geschichte). Und so machten die beiden sich auf in die Stadt, wo der junge Mann einen riesen Terror machte, war er doch nun wirklich davon ueberzeugt, dass die Dame aus dem Wald uebersinnige Kraefte besass. Als der Koenig den Terror mitbekam, bat er den Burschen zu sich herein, der dann aus bis heute unerklaerlichen Gruenden seinen Mantel oeffnete und eine unheimliche Rosenpracht hervorbrachte. In seinem Mantel erschien sogleich das Bild der heiligen Guadalupe - der Dame, der er im Walde begegnete. Und mit all diesen hochrangigen Zeugen dieses Wunders, baute man dann also eine Kirche, die heute zwar nicht mehr so steht (man liess stattdessen einen Kuenstler ans Werk, der einen haesslichen Pavillion mit guter Akkustik dort hinstellte), jedoch noch immer von einem romantischen Garten mit vielerlei Statuen und kleineren Kirchengebaeuden umgeben ist. Voila



Und dann ging es weiter zu den Pyramiden der Azteken. Diese Pyramiden wurden jedoch nicht, wie in der aegyptischen Kultur Pharaonen oder Koenigen gewidmet, nein, auch hierzu gibt es eine kleine Geschichte:

In einer Sitzung der Goetter war ein Tagesordnungspunkt die Erde und wie duester sie doch sei. Kein Licht bestrahlte ihre Schoenheit und so beschlossen die Goetter kurzerhand, dass sich einer von ihnen opfern muesse, um der Erde Licht zu schenken. Das wollte am Ende jedoch doch keiner und nur halbherzig hob da so einer seine Hand. Seine Halbherzigkeit aeusserte sich dann in Form eines Mondes der ueber der Erde enstand (ueber der MONDpyramide).

Leider gab der Mond noch immer nicht viel Licht, sodass die Schoenheit und Vielfalt der Erde noch immer nicht zu Geltung kam. Und so wurde in einer erneuten Sitzung beschlossen, dass sich wohl noch einer opfern muesse. Wenn mich nicht alles taeuscht, war es der Gott des Feuers (ich frage Marion nochmal), der alt und kruepplig war und daher nie fuer voll genommen wurde, der enthusiatisch die Hand hob, als der Ruf nach Freiwilligen hallte. Da dachte man wohl nur: "Mein Gott (haha), dieser Alte, was kann der schon an Licht geben...?" Doch da niemand anderes bereit war sich zu opfern, musste der Alte eben ran. Und schwupps, da erstrahlte ploetzlich eine Sonne ueber der Erde und offenbarte eine Schoenheit, die noch kein Gottesauge zuvor gesehen hatte...und natuerlich hat der Alte dann auch eine Pyramide bekommen, naemlich die SONNENpyramide, die viel groesser war als die des Mondes (wir sprechen hier von ganzen 65 Metern)...



Der Anblick dieser Pyramiden ist ueberwaeltigend und die ganzen Opferplaetze rundherum machen ein mulmiges Gefuehl. Jedoch, um Papa zu zitieren, "die Azteken haben ja wie verrueckt Menschen geopftert", und dieser Kult, war eben Teil einer alten und doch sehr beeindruckenden Kultur...

Mittwoch, 19. November 2008

Abenteuer Mexiko Stadt

Wo fange ich an? Am besten bei gestern, solange die Erinnerungen noch einigermassen frisch sind. Um mich nicht den ganzen Tag zu langweilen, und der faengt dank des Jetlags so gegen 5 Uhr morgens an, habe ich mir also vorgenommen mich zunaechst auf das Abenteuer Geldholen einzulassen. Sicherheitstipps besagen stets: Fuehren Sie keine Kreditkarten mit sich herum! Am Tage sei es jedoch nicht weiter bedenklich, also sprang ich kurzerhand in meine unauffaelligen Klamotten (und man faellt doch auf!), schloss Schloss 1, 2 und 3 auf (dann Schloss 4 an der Haustuer zur Strasse) und suchte im Eiltempo den naechsten Bankautomaten (200 Meter Fussmarsch von meiner Haustuer) auf. Im gleichen Eilschritt ging es dann also zurueck; Schloss 4, 3, 2 und 1 wurden blitzschnell aufgeschlossen und Karte sowie die Haelfte des Geldes (umgerechnet um die 77 Euro) wurden verscharrt.

Noch immer mit Adrenalin aufgepumpt (Achtung Uebertreibung), begab ich mich dann auf den Weg in die Strasse Michuacan, in der der Turibus seine 2-stuendige Runde beginnen sollte. Da ich nichts und niemanden glaube, bevorzugte ich dann jedoch anderen Strassen zu folgen bis man mich nach anderthalb Stunden Fussmarsch doch wieder auf jene Strasse verwies...

Da war er dann auch schon, rot und doppelstoeckig mit ohne Dach! Ich sass oben vorn und nahm mir vor nicht auszusteigen, da ich ja bereits einen ausgedehnten Spaziergang hinter mir hatte.

Es war also 10 Uhr morgens als sich mir folgende Eindruecke boten:



Die Nackedeis auf den Fotos sind im Uebrigen Demonstranten, die bereits seit, soweit ich mich richtig erinnere, mehr als einem Jahr um die Rueckgabe ihres Landes bitten. Wie es sich fuer ein Machovolk gehoert durften die Maenner natuerlich ihr Hoeschen anbehalten, wohingegen fraulichgeformte Frauen im "kompletten" Evakostuem antanzen mussten (man bemerke dieses grossartige Wortspiel). Zwischendurch stieg ich jedoch doch aus und genoss ein paar Fruechte von der Strasse. Erst heute unterrichtete man mich, dass ich nicht einmal das Obst aus dem Supermarkt undesinfiziert verspeisen sollte. Meinen Saumagen geht es gluecklicherweise noch immer gut...

Und so lassen wir einmal den heutigen Tag Revue passieren. Es war mein erster Arbeitstag und ich bin sicher, ich werde Spanisch lernen, denn das sprechen sie hier offenbar alle. Ich werde wohl auch, man hoere, staune und frage sich..., meinen Fuehrerschein machen. Fuer umgerechnet 30 Euro bekomme ich ihn ganz offiziell, und nun muss ich nur noch ueber das angemessene Auto nachdenken, denn leider sind nach 10 Uhr abends (um diese Zeit wird mein Studium ab Januar enden) keine anderen Vekehrsmittel sicher genug. Da man sich aber auf der Arbeit selbst keine Sorgen mehr macht, sobald ich ein Auto habe, glaube ich nunmehr auch daran, dass ich damit "sicher" bin.

Und weil ich weiss, dass Oma bereits jetzt nach Luft schnappt und versucht nicht vom Stuhl zu fallen, nun noch ein aufheiterndes Detail: Es herrscht Wasserknappheit in unserem Viertel, sodass es heute abend so gar nichts aus dem Haehnchen gab (zum Glueck hat es fuer die letzte Spuelung gereicht), und so musste ich mit einer Wasserflasche fuer meinen gesamten Koerperputz begnuegen.

Wenn das nicht Abenteuer ist!

Aber Omi, mir geht es gut und ich werde hier in Obhut genommen! Und du weisst ja, mich ueberfaellt eh keiner - viel zu anstrengend!

Kuss an alle!

Montag, 17. November 2008

Safely landed...

Ich bin angekommen! Nach einem recht kurzweiligen Flug von elf einhalb Stunden direkt am Notausgang landete ich in einem Meer aus Stadt (das klingt zumindest romantischer als "Meer von Grau" oder "Meer von Beton", obwohl jene Umschreibungen wohl mehr den Nagel auf den Kopf treffen...

Was bisher zu sagen ist, ist

- Es ist des Nachts saukalt (gestern gefuehlte Minusgrade...)
- Tagsueber laesst es sich jedoch schwitzen.
- Die Mexikaner, denen ich heute ueber den Weg lief, sind aeusserst, aeusserst freundlich.
- Erik auch.

Und hier die ersten wunderschoenen (*hust) Eindruecke aus dem Flugzeug.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Geister, Ying & Yang und meine Zukunft

Ich liebe einfach Taxifahren! In Singapur begegnet man immer wieder einmal einem sehr gespraechigen, doch vor allem auch emotionalen, Taxifahrer. Nachdem ich nunmehr Lebenseinstellungen, Gedanken zur Kindeserziehung, Gefahren von Malaysia, Ideen zur Erweiterung des Goldschmuckgeschaeftes, die ueberdurchschnittliche Intelligenz eines jeden Singapurers, oder schlicht das beste Essen des Landes diskutiert habe, sollte es heute Nacht einmal richtig zur Sache gehen.

Nachdem ich ins Taxi in der Arab Street (fuer Omi: Arabische Strasse) stieg, steuerten wir direkt auf eine rote Ampel zu. Ein verwirrter Fahrer versuchte in dieser Minute in unsere Strasse (eine Einbahnstrasse) einzubiegen, wurde jedoch mit sofortigem Hupen wieder auf die rechte, nein linke, Spur gebracht. "Dangerous, lah", ermahnte mich darauf mein Taxifahrer (fuer Omi: "Gefaehrlich, lah!"). Ich nickte wissentlich und erzaehlte ihm von Geisterfahrern auf deutschen Autobahnen - das Wort "Ghost Driver" war meinem Fahrer jedoch nicht gelaeufig und verursachte einen sehr ernsten Gesichtsausdruck seinerseits. Tief besorgt schaute er mir ueber den Rueckspiegel in die Augen und fragte "Glaubst du an Geister?". "Ich glaube an die Gegenwart von Menschen, die wir lieben, welche wir jedoch vor einiger Zeit verloren haben...", - was da der Unterschied zu Geistern sei, war seine Reaktion. "Nun, Menschen, die wir lieben neigen dazu uns nicht zu tyrannisieren." (voellig paethetisch, ich weiss....doch wer haette in diesem Moment noch mit dem gerechnet, was darauf passierte?!) Erneut blickte mir Wee (das war sein Name) ueber den Rueckspiegel in die Augen.

"Pass auf, ich kenne dich nicht, und du kennst mich nicht, und nach dieser Taxifahrt wirst du mich eh nie wieder sehen, aber ich werde dir nun etwas sagen....Es gibt Geister! Wie du sicher weisst, gibt es an jedem Ort Ying und Yang, gut und boese, kalt und warm, Frau und Mann. Ist zuviel Ying an einem Ort ist das nicht gut (no good), ist zuviel Yang an einem Ort ist das auch nicht gut (also no good) - Ying und Yang muessen stets in Balance sein. Bei mir zuhause, das sage ich dir (I tell you, ah), gibt es zuweilen zuviel Yang. Ich arbeite von frueh bis spaet und merke es daher nicht so oft...doch eines Abends da sah ich einen Geist..."

Ich: "Wie sah er aus?"

"Es war eine Frau. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, doch es war eine Frau."

Ich: "Wie alt war sie; hatte sie weisses Haar?"

"Was weiss ich wie alt sie war. Ihr Haar war schwarz. Wie dem auch sei, sie sass auf mir und ich versuchte sie wegzudruecken. Doch ich konnte sie keinen Zentimeter bewegen - tut mir leid, mein Englisch ist nicht so gut - dann wollte ich schreien, doch ich konnte auch dies nicht (also no can)."

Ich: "Was wollte sie?"

"Was weiss ich (Don't know, lah). Sie hatte Sex mit mir!"

Ich: (Ups...)

"Wie auch immer, als alles nichts half, fing ich an zu beten. Und auf einmal verschwand sie. Viele Leute erzaehlen von einer aehnlichen Erfahrung - manche auch mit Maennern!"

Ich: (Oh oh..)

"Die letzten Jahre waren sehr schwer fuer mich. Ich durchlebte eine Magenoperation, die ich nur knapp ueberlebte. 8 Liter Blut mussten mir gegeben werden. Doch meine Schwaegerin rettete mich."

Ich: "Deine Schwaegerin?"

"Ja, keiner versteht es. Doch in einem Moment, in dem ich einfach nur vom Himmel viel, streckte sie ploetzlich ihre Hand hinaus und ergriff mich. Und als ich das naechste Mal im Krankenhaus erwachte, war sie dort. Sie hielt meine Hand und erzaehlte mir, dass sie die gesamte Zeit vor dem OP gesessen haette und fuer mich gebetet habe - 6 lange Stunden..."

Ich: "Unglaublich!"

"Ja, das war eine schwere Zeit. Im Alter von 36 Jahren begann eine 20-jaehrige Pechstraehne. Die Elemente standen schlecht. - Sicher hast du von dem chinesischem Glauben in die fuenf Elemente gehoert?!"

Ich: (Feng Shui...joah)

"Auch die fuenf Elemente, ganz wie Ying und Yang, muessen in Balance zueinanderstehen. Wasser spendet Leben, doch kannst du gleichsam auch in ihm ertrinken. Feuer spendet Waerme, doch du kannst dich in ihm verbrennen. Mit 36 betrat ich eine Periode des Feuers...doch ich steuere nun auf die 60 zu und naechstes Jahr, das habe ich mir ausgerechnet, werde ich eine neue Frau finden und heiraten!"

Ich: "Errechnet?"

"Ja! Soll ich....(kurzes Zoegern)...wie alt bist du? Warte, lass mich raten...37?"

Ich: "...23. Ich weiss, ich sehe aelter aus..."

-"Nein, nein...es mag an der .... Rasse liegen."

Ich: (Yeap.)

"Wann ist dein Geburtstag? 22. Oktober, ja? Welches Jahr? 1984...Welche Zeit? 7:55 abends...hm, hm, hm...seltsam, seltsam..."

Ich: "Was?"

"Nun, deine Konstellation der Elemente ist sehr aussergewoehnlich. Du besitzt viel Feuer und viel Erde...kaum eines der anderen Elemente..."


Und schwupp bekam ich eine Stunde Analyse ueber meinen Charakter und mein zukuenftiges Glueck (das naechste Lebensjahr ist wohl ein sehr gutes...).

Ein wenig mystisch war die Sache ja schon. Eines ist jedoch sicher, Wee wird mir in Erinnerung bleiben. Ach, und den Zettel mit all seinen Notizen und chinesischen Symbolen habe ich natuerlich eingesteckt...wer weiss, was mir damit noch so alles offenbart wird... :)

Dienstag, 29. Juli 2008

Abgetaucht, und zwar auf Spanisch

Endlich war es soweit. Nachdem ich mich zunaechst um einen Tag im Flugdatum geirrt hatte, fuhr ich nun das zweite Mal um 6 Uhr morgens zum Flughafen, um - nun aber wirklich - meine allerliebsten Spanier in Empfang zu nehmen. Nach ein paar festen Umarmungen und den lang vermissten Kuesschen links und rechts machten wir uns auf, um Singapur ganz allmaehlich, ohne Eile oder Plan zu erkunden. Und so braeunten wir vor auf Sentosa und schlemmerten ein Kaesesueppchen daheim - denn das war die einzige Alternative zum sonst so "scharfen" Essen in Singapur (meine Geschmacksnerven sind entweder bereits tot oder meine Wertschaetzung verschiedener Wuerzungen ist einfach groesser...scharf war das meiste auf jeden Fall nicht im Geringsten!)

Zwei Tage spaeter war dann auch mein Rucksack gepackt. Viel brauchten wir nicht, da wir uns wohl eh die meiste Zeit im Wasser befinden wuerden. Ein bisschen mulmig war mir jedoch. Der Gedanke im grossen Ozean umherzutauchen und von den eigenartigsten Kreaturen umgeben zu sein, die mit Sicherheit mehr Kontrolle ueber Atmung und Bewegung haben als wir, ist ungewohnt, fremd und ein wenig gruselig. Doch was waere ein Abenteuer ohne ein bisschen Angst?!

Zunaechst ging es jedoch erst einmal nach Kuala Lumpur (KL). Kaum zu glauben, dass dies mein erstes Mal sein sollte, wo es doch quasi "um die Ecke" ist. So richtig schoen ist diese Stadt aber ehrlich gesagt nicht und mein Beweggrund waren eigentlich auch nur die "Tuerme". Die Petronas (Twin) Towers (fuer Omi: Petronas Zwillings Tuerme) hielten 6 Jahre lang den Weltrekord als das hoechste Bauwerk (1998 bis 2004), bevor sie von Taipei 101 abgeloest wurden. Mit 452 Metern Hoehe ist das Ding aber gerade einmal 87 Meter hoeher als der Fernsehturm in Berlin und das verschlaegt uns doch noch lange nicht den Atem, oder? ;)



Das groesste Gebaude steht jedoch derzeit in Dubai (wer ist ueberrascht?). Ein Wolkenkratzer von 636 Metern sticht dort in den Himmel und ueberholt so ziemlich jeden Fernsehturm oder Funkmast in der grossen weiten Welt, AUSSER den 1974-erbauten Funkmast von Warschau (jap, guck an, die Polen!). Dieser ragt 648,38 Meter in die Hoehe und bleibt damit seit mehr als drei Jahrzehnten ungeschlagen. (Jetzt waere wohl ein Fussballkommentar angebracht, aber wer mich kennt, weiss wie abwaegig das aus meiner Feder waere...obwohl ja Mast schon wie Fussball klingt...)

Nach einem gutem Essen im gegenueber liegenden Fernsehturm in KL ging es dann also endlich auf nach Tawau in Sabah, Borneo. Wer nun in alten Posts auf dieser Seite rumkramt sieht, dass Borneo schon einmal von mir erkundet wurde, und ja auch diesmal waren wir im malayischen (nicht im bruneiischen oder indonesischen Teil) dieser Insel. Allerdings war es diesmal nicht Sarawak (hiermit ist nicht meine allerliebste Volleyballpartnerin, Sarah Wack, gemeint), sondern Sabah, wo es angeblich das weltschoenste Tauchparadies gibt.

Nach einem unendlich erscheinenden Tag vor dem Bildschirm, andem wir ununterbrochen eine DVD mit spanischen Untertiteln und Tauchinstruktionen schauen mussten, absolvierten wir unseren schriftlichen Test. Jose Luis wusste alles besser und mindestens zwei meiner Fehler gingen auf sein Klugscheissertum zurueck...aber so kennen und lieben wir ihn eben :) Den Test haben wir alle bestanden und so ging es ab in die Heia und erwartungsvoll in den naechsten Tag.

Morgens um 8 sollte es losgehen. Wir kamen 20 Minuten (oder mehr) zu spaet und wurden nur mit einem "Die Spanier, he?" empfangen. Unser Tauchlehrer Tino aus Chemnitz, der sich hier vor sechs Jahren niederliess und damit seinen kleinen Lebenstraum erfuellte, war jedoch locker drauf und bereits am ersten Tag erkundeten wir das Riff um Sibuan, einer kleinen Trauminsel 30 Minuten per Boot entfernt von unserer Unterkunft. Zuvor muessen wir jedoch ueben. Brille absetzen und aufsetzen, Regulator aus dem Mund nehmen und um Hilfe schreien (haha, natuerlich nicht), im Wasser schweben und und und, und das alles unter Wasser. Was sein muss, muss eben sein.

Am Dritten Tag liehen wir dann auch eine Unterwasserkamera aus und folgendes kommt dabei heraus:



Schon irre, was da alles so herumschwimmt. Doch statt des Muffensausens waren wir am Ende eigentlich nur furchtbar entspannt, etwas muede und ein bisschen taub... ;)

Montag, 30. Juni 2008

Peking - Die Nördliche Hauptstadt

7:15 Uhr erreicht der Nachtzug die Hauptstadt des großen China's. Die Sonne war bereits 2 Stunden zuvor aufgegangen, sodass ich wenigstens einen winzig kleinen Eindruck davon bekam, wie es vor den großen Städten aussieht. Ich sehe viel Land. Felder und Bäume, deren saftiges Grün aufgrund der unreinen Luft etwas gelblich-grau erscheint. Die Sonne versucht sich ihren Weg durch eine bräunliche Smogdecke zu bahnen. Erstmals bin ic in der Lage direkt in die Sonne zu schauen, ohne dass meine Augen brennen...

Am Bahnhof tummeln sich bereits hunderte von Menschen. Wie mich der kleine Chinese in dieser Masse erspähen konnte, bleibt wohl ein Geheimnis mit Sprachbarrieren. "Taxi, Taxi?", ich bestätige und reiche ihm die Adresse des Hotels. Er nickt, packt meinen Koffer und eilt davon. Ich laufe hinterher und versuche Schritt zu halten. Drahtiger kleiner Chinese. Nach 10 Minuten Fußmarsch stehen wir vor seiner kleinen Quietschkarre - kein Taxi, mein Freund. Er öffnet mir die Tür. 160 Yuan wollte er haben. Ich entscheide ihm am Hotel 100 zu geben. Nach einem Streit in Englisch und Chinesisch (genauso gut hätte ich ihn auf Deutsch anbrüllen können), kriege ich ihn auf 110 Yuan runter, worauf er mit quietschenden Rädern davonrast.

Und da stand ich nun; vor einem 5-Sterne Hotel, welches verglichen zu all meinen anderen Unterkünften hier in Asien, einem Palast glich. Nigelnagelneu mit gutem Essen (wenn auch etwas gehobene Preisklasse) und freundlichem Personal (auch diesem mangelte es an einem gutem Englisch, doch da Enttäuschung nur das Resultat falscher Erwartungen sind, war ich gefeit - ich hatte nichts anderes erwartet).

Etwas später am Abend traf Karin ein, meine argentinisch, deutsch-holländische Zimmergenossin, die ich leider in den gesamten zwei Wochen nicht dazu überreden konnte, mit mir ein wenig Spanisch zu sprechen (ich gebe ja zu, ich war nicht wirklich hartnäckig). Die anderen 27 trafen wir tagsdrauf und eine Gruppe bestehend aus Amerikanern, Kanadiern, Briten, Holländern, Indern, Deutschen und Multikultlern entstand. Zusammen erkundeten wir die Stadt und schossen Photos von

der "(Purpurne) Verbotenen Stadt", welche im Jahre 1406 vom Kaiser Yongle erbaut wurde (wir alle wissen, dass dieser außer der Idee wohl keinen Beitrag zur Erbauung brachte). Für das normale Volk war dieser kleine Komplex der Stadt unzugänglich - verboten - was diesem Palast seinen Namen verlieh. Auf mich wirkte die "verbotene Stadt" etwas trist. Nebst schönster chinesisch-kaiserlicher Architektur ist man von grauem Gestein umgeben. Unsere zuckersüße Reiseführererin erzählte uns, dass nicht nur die dicken Steinmauern vor Eindringlingen schützen sollte. Auch der unebene Steinboden unter uns, sollte ganze drei Meter in den Erdboden reichen, damit ein Tunnelgraben ebenso unmöglich sei. Kein Baum, keine Blume und drei Gründe dafür:

1. Der chinesische Charakter für das Wort "Ärger" oder "Beschwerden" wird mit dem in einem Rechteck eingekästelten Zeichen für Baum dargestellt, drum Baum in Rechteck = Ärger.

2. Nichts in- und außerhalb der Stadt sollte den Palast überragen!

3. War man stets sehr um Feinde des Kaisers bekümmert. Ein Baum stellte ein gutes Versteck und damit ein heikles Unterfangen dar.

Folgender Link ist recht interessant, für diejenigen, die keine Vorstellung haben, wie die "Verbotene Stadt) aussehen mag.

http://www.arte.tv/de/wissen-entdeckung/china/China/220728,CmC=478622.html



Auch den Sommerpalast ließen wir uns nicht entgehen, welcher, wie der Name schon verrät, die Sommerresidenz einiger Kaiser darstellte (ich vermute zuweilen, war ihnen doch nach ein wenig Grün...).



Ein gutes chinesisches Mittagsbrot (an dieser Stelle sei erwähnt, dass ich kein Fan chinesischer Küche bin) sollte uns dann Krat für die DAS EREIGNIS geben -

Die Chinesische Mauer! Wir kletterten und verloren den Atem - aus Anstrengung und Ehrfurcht...



Mittlerweile konnten wir alle zumindest die Zahlen auf chinesisch (1-99), was unserer Kommunikation jedoch nicht ungemein weiterhalf.

Weiterhin bestaunten wir den Lamatempel, der einen der größten stehenden Buddhas der Welt sein Eigen nennt. Das unglaubliche neben seiner Größe ist wohl eher der Fakt, dass er aus einem einzigen Stück Holz geschnitzt ist (wahrscheinlich teures und unheimlich geschütztes Holz). Der Stamm dieses Baumes soll ursprünglich 26 Meter hoch gewesen sein, der Buddha ragt jedoch lediglich 18 Meter in die Höhe. Nach kurzer Baum- und Holzkunde können wir das jedoch mit der natürlichen Ausdünnung der Spitze eines Baumstammes erklären. Auch wissen wir, dass Holz morsch wird, wenn man es nicht in die natürlich gewachsene Richtung verbaut (Unten muss Unten bleiben und Oben muss nach oben). Ja Frau Petschan, ich habe gut aufgepasst!



Und dann gab es natürlich auch Shopping, Ausgehen und Essen im Programm. Interessanterweise, sprechen die Verkäuferinnen in den vielen Shoppingcentren für Schmuck und teure Handtaschen, Sonnenbrillen und Schneidereien ein hervorragendes Englisch. Und wer sich sicher und unverstanden in seiner eigenen Sprache fühlt, der sollte aufpassen, denn die Schnecken können auch ein wenig Deutsch oder Russisch oder was auch immer...ganz im Gegensatz zum augenscheinlich besser bezahlten und höher qualifizierten Personal im Hotel...



Zu allerletzt, ging auch diese Reise zu Ende. Leider wieder mit Stolpersteinen, denn das Wetter über China machte den geplanten Rückflug nach Singapur unmöglich und ein etwas unbequemer 24-stündiger Zwischenstopp in Guangzhou testete meine Geduld und Freundlichkeit (ich schlug mich wacker).

Nun geht es hoffentlich bald zurück...Der Himmel über mir sieht wieder nicht vielversprechend aus, doch die Hoffnung stirbt erst mit Verbrauch meiner letzten Schlüpfer... :D

Sonntag, 15. Juni 2008

Shanghainesische Impressionen

Nach meinen eher etwas abenteuerlichen Erlebnissen auf der Shenzhener Flughafenbank der ersten Etage, ging es am naechsten Morgen plangemaess und problemlos nach Shanghai. Die Reise verbrachte ich mit der Russin Elena, welche schon seit 2 Jahren hier in China lebt und ein hervorragendes Chinesisch spricht.

In Shanghai angekommen bewegte ich mich direkt zum Transrapid - ein jeder Deutscher, der die Nachrichten der letzten Monate verfolgte, weiss, dass dieser Schnellzug ein grosser Erfolg deutschen Handwerks, jedoch ein groesserer Misserfolg deutscher Politik ist...431km/h und 10 Minuten spaeter lande ich irgendwo im Regen. Dem Taxifahrer reiche ich die chinesische Adresse von Joerg und Katja, meinen erstklassigen Gastgebern fuer die kommenden Tage.

Da Shanghai gerade einmal 18,45 Millionen Einwohner unter sich haust, gehoert es wohl nicht zu einem der groesseren Wunder, dass wir am zweiten Abend meines dortigen Aufenthalts zwei Bayerkollegen an der naechsten Strassenecke treffen...Einer von vielen netten Abenden klingt aus und zurueck bleiben folgende Impressionen aus Shanghai:



Eine wundervolle Woche hat jedoch leider oft auch ein baldiges Ende und so trat ich nun gestern die Reise mit dem Zug nach Peking an...Der kleine Schreihals in meinem Abteil machte mir jedoch weniger Sorgen als sein schnarchender Vater. Schaue ich jedoch auf die letzten zwei Wochen zurueck, so kann diese Nacht durchaus als eine der gemuetlicheren bezeichnet werden...Nichts jedoch geht ueber ein feines Bett!

Donnerstag, 12. Juni 2008

Die Nacht in Shenzhen

Da war er nun, der Tag, an dem es endlich nach China gehen sollte. - Nun eigentlich begann alles bereits einen Tag zuvor, als ich mir vorgenommen hatte, meinen grossen Koffer zu packen, um auch ja nichts zu vergessen! Gegen 15 Uhr schickte mir dann AirAsia, eine von mir mittlerweile sehr haeufig genutzte Budget-Airline, eine SMS, dass sich mein Flug von Kuala Lumpur nach Shenzhen um eine Stunde nach hinten verschiebe....Und all meine Plaene, gingen mit einem kleinen Piepsen meines Handys dahin...

Der Plan war es von Singapur nach Kuala Lumpur (KL), von KL nach Shenzhen und von hier nach Shanghai zu fliegen. Ankunft in Shanghai: Mitternacht. Konsequenz der Verschiebung: Bis nach Shenzhen nach Plan und die Nacht dort verbringen, um einen Flug nach Shanghai am Morgen darauf anzutreten.

Komplikationen gab es bis zur Ankunft in Shenzhen keine. Schnell fand ich jedoch heraus, dass Kommunikation in Shenzhen bereits kein einfaches mehr war und so entschied ich mich jeglicher Auseinandersetzung mit Menschen zu entziehen und einfach das kleine unbeleuchtete Plaetzchen auf der Bank in der zweiten Etage des Flughafens fuer mich zu beanspruchen.

Wenn auch nicht besonders bequem, so schlief ich doch nach einer Weile ein und traeumte von...China...oder so...

ALS PLOETZLICH zwei Augen mich anstarrten und sich ein Mund eifrig bewegte. Langsam kam auch erwachte auch mein Gehoersinn und so nahm ich den chinesischen Polizisten in all seiner Panik voll wahr. Ein langsam pruefender Blick um mich herum zeigte, dass ich kein Feuer zu befuerchten hatte und auch mein naechste Gedanke eines Flugzeugabsturzes konnte aufgrund atemberaubender Ruhe ausgeschlossen werden. Der Polizist lass nach einiger Zeit von mir ab und mein Koerper entschied zurueck in seiner komatoesen Schlaf zu kehren.

ALS PLOETZLICH ein neuer Polizist vor mir kniete und schrie: "Miss, Passport!"
Eifrig kramte ich in meiner Tasche und ueberreichte ihm meinen Ausweis. Visa hatte ich. Stempel auch. Es sollte also keine Probleme geben....was wenn doch?

"Miss", fuhr er ebenso panikerfuellt fort, "Sie muessen unten schlafen". "Mein Flug geht aber doch morgen in der Frueh von hier" - "Miss, ich verstehe nicht, bitte schlafen Sie unten! Folgen!" Und so folgte ich.

Ein bisschen mulmig war mir. Denn das genaue Problem verstand ich nicht; noch viel weniger erschliess sich mir die Loesung, die daran bestand mir eine Bank eine Etage tiefer zuzuweisen...

4 Studen spaeter konnte ich jedoch bereits zum lang ersehnten Check-in wandern. Die Nacht hinterliess ausser einer surrealen Begegnung mit verschiedenen Banken des Shenzhener Flughafens und seiner Polizei, nur ungefaehr 300 Mueckenstiche (Muecken! Ich habe seit meiner Umsiedelung nach Singapur nur zweimal unter diesen Viechern leiden muessen...was waren nochmal Muecken?)

Und nun sitze ich hier, in Shanghai, und bin offenbar einer neuen und sehr aufregenden Stadt in meinem Leben begegnet...

Fortsetzung folgt.

Samstag, 7. Juni 2008

Minusgrade und Muskelkater auf Lombok

Als JD, ein Kommolitone hier in Singapur mit Ursprung im fernen Indien (ungeachtet der Tatsache, dass Singapur doch noch ein Stueckchen weiter weg ist) mich fragt, ob wir nicht mal gemeinsam einen Ausflug nach dem Trimester wagen sollten, stimme ich natuerlich sofort und voellig naiv zu. Er wuerde gern einmal "trekken" oder auch "hiken", zu deutsch auch "wandern" oder "bergsteigen". Nichts leichter als das. Suedostasien bietet gluecklicherweise viele Moeglichkeiten seinem Ende knapp zu entgehen und damit es sich dieses Mal auch lohnt, waehlen wir Lombok, eine kleine Insel im Osten Balis, Indonesien. Diese Insel verdankt ihren Ursprung den diversen Ausbruechen des Vulkans Rinjani, von Einheimischen auch Gunung Rinjani genannt. Und genau diesen gilt es in unseren "Ferien" zu besteigen - laeppische 3,726 Meter, nur um einen Sonnenaufgang von oben zu bestaunen...gut, ich gebe ja zu, dass das aus dem 18. Stock hier in meinem Zimmer in Singapur etwas weniger aufregend ist....

Mit Abschluss der letzten Klausuren und einigem Kopfzerbrechen darueber, was ein lebensmueder Bergsteiger wohl so fuer gewoehnlich in seine Tasche packt, geht es los. Es ist der 31. Mai und wir steigen in die Boeing 737 der Nationalfluglinie Indonesiens, Garuda - eine von was-weiss-ich-wievielen indonesischen Airlines, welche in Europa striktes Landeverbot geniessen und damit auf der sogenannten "schwarzen Liste" zu finden sind...Da ich so schnell auf keinen Gott komme, zu dem ich beten kann, akzeptiere mein Schicksal und lande nach zwei Obstsalaten und einigen YogiGums in Denpasar, der Hauptstadt Balis. Mit dem Taxi geht es direkt weiter nach Padang Bai, wo wir am naechsten Morgen die Faehre nach Lembar, Lombok nehmen. Der vier einhalb Stunden Trip ist heiss und eher unspektakulaer, die darauf folgende Busfahrt nach Senaru dafuer abenteuerlich. Der Staub, der von der sandigen Strasse durch das Loch im Boden des Busses in mein Gesicht geweht wird, faerbt meinen Koerper gelblich braun und wer weiss, welche Farbe meine Lunge annahm....Schliesslich kommen wir in Senaru an und bestaunen unsere Huette....Worauf habe ich mich hier eingelassen???? Der folgende Tag ist der erste unseres 3-Tages-Treks.



Tag 1:

6:30 Uhr klingelt der Wecker. Angesichts der Badumstaende verzichte ich auf eine morgendliche Dusche. Zum Fruehstueck gibt es einen Bananeneierkuchen und einen Bananensaft (ja, ich liebe noch immer Bananen in jeglicher Form). Um 7:20 Uhr kommt der Minibus, in dem ein franzoesiches Paerchen, welches sich auf seiner Weltumrundungstour befindet, auf uns wartet. Vier Lebensmuede, unser Guide (Bergfuehrer) Adil und ein verrueckter Fahrer bringen uns ins eine Stunde entlegene Sembalum. Der Trek beginnt bei einer Hoehe von 800 Metern.

Ziel ist es das Basiscamp in 2,700 Meter Hoehe noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Den Vormittag wandern wir duch eine baumlose Savanne. Der Schweiss tropft, die Motivation sinkt das erste Mal, doch der Berg liegt vor uns in all seiner Pracht....



Zum Mittag halten wir, d.h. die Lebensmueden, Adil und zwei Traeger zwischen zwei hohen Felsen. Die Traeger begleiten uns fortan den gesamten Trek entlang. Sie tragen jeder mehr als 30 Kilo Gepaeck, bestehend aus unseren Zelten und Schlafsaecken, Kochausruestung, viel zu Essen etc. Sie tragen Flipflops - die gesamte Zeit. Und sie sind hervorragende Koeche!

Nach dem Essen offenbart uns Adil, dass nun der schwierige Teil des Aufstieges beginnt. Es gilt 6 Berge zu besteigen. Nummer 4 und 6 seien dabei die haertesten...Und Nummer 4 ist in der Tat brutal, doch Nummer 6 raubt uns allen den Verstand. Als wir gegen 18:00 Uhr das Basiscamp erreichen, packt mich die Verzweiflung und ich beginne den Glaube daran zu verlieren, dass ich den Summit, die Bergspitze, je erreichen kann...Trotzdem wird der Wecker auf 2:30 Uhr gestellt...Wir werden sehen....

Tag 2:

2:30 Uhr klingelt der verdammte Wecker. Es ist saukalt...Meinen Wintermantel habe ich in Deutschland gelassen. Adil drueckt uns ein paar Cracker in die Hand. Sie sollen uns Kraft fuer den Aufstieg geben. Wir befinden uns auf 2,700 Metern Hoehe. Ganze 1,000 Meter gilt es nun hinter sich zu bringen. Der Sonnenaufgang ist um 6 Uhr. Unsere Muskeln sind hart und haben offenbar Nummer 6 noch nicht voellig ueberstanden. Adil gibt mir ein Licht, welches ich an meiner Stirn befestige. Drei Pullover bewahren mich noch immer vor dem Erfriertod. Adil ist fit und mit ihm Schritt zu halten faellt schwer. Heute traegt er als einer der wenigen Guides keine Flipflops...

Schliesslich liegt der Summit nur noch wenige Meter vor mir...Ich kaempfe. Die Steigung ist immens und der Boden besteht nun nur noch aus faustgrossen losen Steinen. Jeder Meter Weg fuehlt sich an wie die gesamte Nummer 6. Am Ende setze ich mich...20 Meter sind es noch zur Spitze, doch meine Kraefte lassen keinen Schritt mehr zu. Die Sonne geht auf. Es ist SAUkalt...Doch fuer folgende Bilder hat sich die Qual bis hierher gelohnt....



Ich steige wieder hinab, um JD Gesellschaft zu leisten, der auch auf 3,200 Meter seinen Frieden finden konnte. Gemeinsam bahnen wir unseren Weg zurueck zum Basiscamp, in dem erneut leckere Bananeneierkuchen und suesser Tee auf uns warten. Ca. 20 Minuten spaeter treffen auch die Franzosen und Adil ein. Man gewaehrt uns eine Stunde Pause bevor wir auf 2,000 Meter hinabsteigen und den See bewundern. Ich plane meine erste Waschung nach anderthalb Tagen Schweiss und Anstrengung.



Am See angekommen wird jedoch zunaechst mein Mut genommen. Ich wandere eine Weile umher um letztendlich einen Fluss zu finde, welcher ein paar Meter weiter einen Wasserfall bildet. Die erste Waschung in freier Natur. Das Wasser ist kalt, doch jeder Tropfen fuehlt sich sagenhaft an...

Nach einem leckeren Mittag treibt uns Adil zum naechsten Aufstieg an. Das zweite Basiscamp erwartet uns auf der anderen Seite des Vulkans in 2,600 Meter Hoehe...Es wird wieder kalt die Nacht. Doch die Aussicht ist atemberaubend!



Tag 3:

Heute geht es zurueck nach Senaru. 2,000 Meter Abstieg. Gluecklicherweise sind 60 Prozent der Strecke Dschungel und damit nicht allzu warm. Unsere Muskeln schmerzen jedoch, doch bergab ist einfacher!

Mein Gesicht schmerzt und meine rechte Hand ist geschwollen. Das Herabklettern vom Summit in der Morgensonne hat offenbar seine Spuren hinterlassen...



In Senaru angekommen, machen wir uns auf dem schnellsten Wege zu den Gili Inseln, ein begehrtes Reiseziel fuer junde und aeltere Partyfreunde. Die Erwartung Traumstrand sollte jedoch erst am folgenden Tag erfuellt werden und jegliche Entspannung wird nach drei Tagen Folter gern entgegen genommen...



Den letzten Tag muessen wir leider komplett der Rueckreise widmen. Das Boot verlaesst Gili frueh am Morgen, dann geht es zurueck nach Lembar zur Faehre und mit der Faehre rueber nach Padang Bai. Von dort geht es eingequetscht zwischen 7 Koffern und vier Hollaendern zurueck nach Denpasar, wo unser Flieger schliesslich um 00:20 startet...Die erste Nacht in meinem Bett hier in Singapur wahr traumhaft........Doch ein guter Trip liegt hinter mir!

Donnerstag, 8. Mai 2008

Hong Kong

Da war sie nun, die Stadt, die ich seit meines unspektakularen Vortrages im Englischunterricht der 11. Klasse sehen wollte. 

Anlass dieses Trips war eine Einladung der Universitaet von Hong Kong zu einer Konferenz zu Corporate and Social Responsibility (unternehmerische und soziale Verantworung). Neben verschiedenen Rednern von mehr und weniger bekannten Grossunternehmen stand ausserdem, der Hollywood- and Asien-Kongfu-Star Jet Li auf der Agenda. Als frische und knackige Beimischung wurde auch direkt der olymipische Fackellauf an unserem Gebaeude vorbeigeleitet, doch leider gab es ausser Rot und Sternen nicht viel zu sehen. Doch allein der Gedanke ist doch aufregend...

Einst um diverse und ein-die-selbe Erfahrungsberichte zu sozialer Verantwortung reicher, ging es in den wilden Wolkenkratzerdschungel. Weit kamen wir nicht, denn nach einem atemberaubenden Tanz der Lichter dieser Stadt waren die Fuesse traeg und der Wunsch nach Entspannung gross. Und so entdeckten wir den Ort, der von nun an jeden Abend unsere Zuflucht sein sollte - Soho das Bar- und Kneipenviertel. So lebt es sich gut und besser!

Meine Begeisterung laesst sich nur schwer in Worte fassen (ja, auch ich kann sprachlos werden), drum sollen folgende Bilder dies uebernehmen... Cheers und Ganbai!

Montag, 31. März 2008

Geschäftsidee für muslimische Sportlerinnen

Letzten Freitag machten wir uns auf den Weg über die Staatsgrenze zu Johor Bahru, Malaysia um an einem internationalen Turnie teilzunehmen (Grund ist, Singpur ist so klein, dass es hier keine eigene Volleyballliga gibt). In der Halle angekommen, instruierte uns der Trainer, dass wir uns in einem muslimischen Land befinden und angesichts dieser Tatsache uns nicht in der Öffentlichkeit umziehen sollten. Wäre das jedoch die einzige Limitierung, mit welcher sich muslimische Frauen anfreunden müssten, wären wir uns alle einig, dass dieser Beitrag hier keinen Sinn machte...

Der Islam fordert jedoch von Frauen weder Körperteile noch Haar in der Öffentlichkeit zu zeigen. Die Folge sind neben langen Ärmeln und langen Hosenbeinen auch ein Kopftuch. Bei einer Außentemperatur von 35°C und keinerlei Klimatisierung in der Halle kann dies durchaus hinderlich sein. Die Möglichkeiten hier sind beschränkt - entweder man akzeptiert bis zur Ohnmacht zu schwitzen (und selbst ich kam diesem Punkt nahe, trotz kurzer Hose und kurzem Oberteil - natürlich nicht bauchfrei!) oder man bewegt sich so wenig wie möglich. Meist wird wohl letztere Alternative in Kauf genommen und der Siegeswille zurückgestuft.

Was ist nun also die Geschäftidee? So entwerfe doch bitte jemand Funktionskleidung für muslimische Frauen um ihnen die Freude am Sport nicht zu verwehren!

Ansonsten ist zum Turnier zu sagen, dass wir nach dem eher passiven Spiel gegen die sehr bekleideten Mädels gegen etwas weniger "betuchte" ordentlich Schläge einstecken mussten, was uns leider nicht in die Nähe des Finales verhalf.

Der geeiste Haselnusskaffee war jedoch die lange, lange Reise wert...

Mittwoch, 26. März 2008

Kurzer Abriss zur bisherigen Integration

Obwohl ich meine Geschichten zu diversen Skurilitäten hier in Singapur gerne mit Bildern untermalen mochte, so wird beim Lesen des längst fälligen Berichtes schnell klar, dass Worte wohl das angebrachtere Mittel sind...

Wir schreiben den 26. März 2008. Meine Asienerfahrung begann vor ziemlich genau 6 Monaten und wenn alles nach Plan läuft, bedeutet dies Halbzeit.

Mittlerweile hat man sich an asiatische Gesichter mehr als gewöhnt, kann unterscheiden und unter Umständen sich sogar dazugehörige Namen merken. Man hat sich weiterhin an eine permanente Präsenz von Knoblauch- oder anderen Gewürzgerüchen (besonders in der Anwesenheit von singapuriansichen Indern) gewöhnt. Auch das ständige Drängeln zu den geschäftigen Zeiten in Bussen und Bahnen wird mittlerweile wissend akzeptiert und leidenschaftslos zur Kenntnis genommen.

Wir haben gelernt, dass jeder Singapurianer mindestens bilingual, in den meisten Fällen sogar trilinguar (gibt es dieses Wort???) ist. Man wächst mit seiner Familiensprache auf (meist ein chinesischer Dialekt oder eben malayisch, indonesisch, Hindi etc.). Auf der Straße wird, zumindest mit anderen kulturellen Gruppe und davon gibt es en masse, Englisch gesprochen, und als nicht mandarin-sprechender Singapurianer chinesischer Herkunft ist das Erlernen Mandarins ebenfalls Pflicht.

Neben diesen bemerkenswerten Entdeckungen machten wir jedoch auch völlig idiotische. In diesem Zusammenhang seien quietschende Schuhe für Kinder erwähnt. Spreche ich von Quietschen, so meine ich nicht etwa ein "Wenn-man-genau-hinhört-Quietschen", oh nein. Es handelt sich hierbei um ein furchtbar lautes und penetrantes Quietschen, dass bei jeder Berührung des Fußes (und dummerweise haben die meisten Kiddis zwei davon) mit dem Boden ertönt. Bisher hat sich mir die Sinnhaftigkeit dieser Erfindung noch nicht erschlossen. Ein paar Theorien habe ich jedoch:

1) Eine Studie zu Gangarten von Kindern unter 7 Jahren. Mir fiel dank dieser Schuhe auf, dass Kinder eher zu einem Stampfen denn zu einem normalen Gehen neigen (das widerum mag an diesen höllischen Schuhen liegen...)
2) Ein effektives Folterwerkzeug für unartige Kinder - während uns in Europa Eltern mit einer lächerlichen Rute vom "Weihnachtsmann" drohen, werden hier Nägel mit Köpfen, oder eben Schuhe mit integriertem nervraubenden Laut, gemacht
3) Könnten diese Stampfer auch eine Art Alarmfunktion sein: "Achtung, Kinder!"

Für weitere Ideen bin ich sehr dankbar!

Was noch? Wir haben gelernt, dass Singapur's Sicherheit "übergarantiert" ist. Da der Regierung dieser Fakt ebenso aufgefallen ist, wurde kurzerhand eine enorme Posterkampagne gefahren, die die Angst vor Raub, Überfall und Betrug wieder erhöhen sollte. "Angstkampagnen" dieser Sorte gibt es jedoch noch mehr. In Zügen und auf Bahnsteigen laufen permanent kleine Filmchen, die das Verhalten im Falle eines terroristischen Aktes lehren sollen:

"Mann mit schwarzer Tasche kommt in den Zug. Setzt sich. Unauffällig rückt er seine Tasche mit den Füßen unter den Sitz. Er verlässt den Zug, doch "vergisst" seine schwarze unauffällige Tasche! (Die Handlung spitzt sich zu) Eine Dame bückt sich und möchte ihm die Tasche hinterhertragen. (Nun bitte die Lesegeschwindigkeit etwas erhöhen!) Daraufhin hält sie ein anderer Passagier (männlich) ab. Mit erhobenen Finger und besorgtem Gesicht macht er ihr klar, dass es sich um eine Kofferbombe handeln könnte!!!! (Ruhiger werden) Beide stimmen ab, den Sicherheitsdienst zu alarmieren - entweder über "9-9-9" oder direkt am Alarmknopf in der Bahn...puh...geradeso nochmal mit dem Leben davon gekommen..."

...Irre spannend, wenn man sieben Minuten auf den nächsten Zug warten muss. Sicher vor diesen Attacken auf das menschliche Sicherheitsgefühl ist man jedoch auch in der Bahn nicht. Hier strecken einem Mücken in Über-Überlebensgröße Beine und Rüssel entgegen. "DENGUE FIEBER!!!" Auf kleinen Bildern wird instruiert, was wir persönlich gegen diese kleinen Mörder machen können - wie z.B. die Dachrinne von wasserstauendem Unrat befreien, keine stehenden Gewässer in den Wohnungen zulassen (Blumentöpfe, Abwasch) und so weiter. Was man von Seiten der Regierung aus macht, sieht folgendermaßen aus:



Derzeit befindet sich Singapur jedoch vor allem in der Angst vor dem entflohenen Terroristen Mas Selamat. Fahndungsfotos hängen ÜBERALL. "Wer ihn gesehen hat, bitte umgehend 9-9-9 wählen!" (folgendes Bild ist ernstzunehmen)



An dieser Stelle endet mein erster "Fortschritte in der Integration"s Beitrag. Wer Mythen hört oder kennt, die es meinerseits zu bestätigen gilt, nur zu! ;-)

Donnerstag, 13. März 2008

Essen in Singapur, Teil 2

Wer mich kennt, der weiß, ich esse gern. Essen ist Ausdruck von Kultur und Geschmack und verdient daher im eigenen sowie in anderen Ländern ein besonderes Augenmerk.  Als ich dann kürzlich einem Singapurianer erzählte, dass ich bisher noch nie Laksa probiert hatte, eine hiesige Suppenspezialität, schüttelte er ungläubig mit dem Kopf und organisierte daraufhin einen Tag, dem wir uns nur lokalen Feinheiten zuwandten.

In Singapur ist man meist in den sogenannten Food Courts (Essplätze) der großen Shopping Centren oder den altberühmten Hawker Centren. Die deutsche Übersetzung für Hawker ist "Straßenhändler" oder "Wandergewerbebetreibender" (wieder so ein Wortspielwort). In den 60ern Jahren war es Gang und Gebe sein Essen beim liebsten Hawker an der nächsten Straßenecke zu kaufen. Jene Hawker waren meist auf wenige Gerichte spezialisiert, welche sie in windeseile zubereiten konnten. Meist gesellten sich dann viele Hawker zueinander und formten eine Art "Fressmeile" auf der Sraße. Zu jender Zeit wurde noch auf offenem Feuer gekocht. Schutz vor Regen bot eine Plane und anfallender Müll fand Platz in Straßenrinnen hinter oder neben "der Küche". Ein Ratten- und Ungezieferproblem war nicht selten und Ordnungsbeamte hatten alle Hände voll zu tun. So entwickelten sich mit der Zeit und voranschreitender Entwicklung und Bereicherung (nicht zuletzt auch wegen der erlangten Unabhängigkeit von Malaysia in 1965) immer modernere kleine Zentren, in denen Hawker des alten Gewerbes ihre Geschäfte fortführen konnten. Heute Hawkerzentren bestehen meist aus kleinen Hütten, welche je nach Größe einen großen oder kleinen Platz mit Stühlen und Tischchen umsäumen. Wer hier essen geht, verstreut sich zunächst in alle Himmelsrichtungen, um sich anschließend mit seinen Lieblingsgerichten an einem Tisch wieder zusammenzufinden.

Unser "SingapurianischesEssenBegegnungsAbteuer" begannen wir an der East Coast (Ostküste) mit der berühmten Katong Laksa, welche ihren Namen der dortigen Gegend zu verdanken hat. Kokosnussmilch und Currypulver verleihen der sonst recht fischig schmeckenden Suppe das gewisse Etwas. Zur Sättigung findet man weiterhin ein paar gewöhnliche Eiernudeln. Wagemutige mischen sich dicke rote Chilipaste mit hinein. Gesamtnote: 2-



Als kleines Nebenbei gab es etwas, was sich Otah nennt. Soweit ich es verstanden habe, handelte es sich hierbei um in einem Bananenblatt gebackenen Tintenfisch. Obwohl ich nicht grundsätzlich gegen Tintenfischfleisch bin, hielt ich mich an dieser Stelle doch lieber an die Laksa...



Weiter ging's. Die Ostküste Singapurs bietet neben unendlich langen Skatewegen direkt neben dem Meer, einer Wasserskianlage und vielen schön angelegten Hawker Centern viele antike flache Reihenhäuser - völlig untypisch für den sonst so gewohnten Hochhausdschungel Singapurs...

Das nächste kulinarische Abenteuer bestand aus einer "Ei-lichen" Substanz, welche geschmacklich in Wasser gekochtem Eiweiß nahekam - ungewürzt und nicht besonders aufregend. Es nennt sich Tahu Telor. Den Pepp bringt man mit einem Hauch Chilipaste hinein. Meine Aufregung hielt sich jedoch zugegebenermaßen immer noch in Zaum...



Als nächstes besuchten wir das Restaurants des Onkels unseres kulinarischen Reiseführers. An dieser Stelle sei bemerkt, dass meine Experimentierfreudigkeit in Sachen Geschmäcker stark auf die Probe gestellt wurde...

Man brachte uns zwei große Teller mit verschiedenen unbekannten Gemüsen und scheinbar frittierten Teiggebäcken, Fish Balls (Fischbälle: pflaumengroße weiße Bällchen, die eine Konsistenz wie weißer weicher Reis haben und geschmacklich dem ersten Teil des Namens alle Ehre machen) und erneut gekochtes Eiweiß in verschiedenen Formen. Dazu wurde ein sehr "interessantes" Getränk serviert. Man nehme 0,3 Liter Wasser 100g Zucker und einen Esslöffel Salz, füge etwas Lebensmittelfarbe hinzu, rühre kräftig, stelle es in den Kühlschrank und serviere es frisch....im nächsten Getränk griff ich mit einem gequälten, doch gekonnt überspielten Lächeln zur altbekannten Coca Cola light.

Das vorerst letzte Abenteuer fand in einem kleinen chinesischem Szenerestaurant statt. Die Kellner schienen nicht nur bemüht, sondern auch einem modernen und homosexuellen Leben gegenüber sehr aufgeschlossen. Serviert wurden verschiedene Fleischkreationen, welche mit verschiedenen Gewürzen verfeinert einen gelungenen Abschluss des ersten großen kulinarischen Abenteuers hier boten. Meine Tischnachbarin in Rechnungswesen meint, es nenne sich 
Kung Po Chicken und irgendwas.



Zusammenfassend lässt sich sagen: Mein Ding war es wohl nicht so ganz (man beachte die Nutzung verschiedener Wörter zum Ausdruck von Diplomatie und Feingefühl). Ich halte mich hier fleißig an den berühmten Carrot Cake (Karottenkuchen - eine Omelettkreation mit Weißrüben. Würzig, stimmig, lecker), Prata (ein indisches Pfannkuchengebäck - für uns Berliner Eierkuchengebäck - welches mit Käse, Ei, Pilzen oder, wer es lieber süß mag, mit Bananenscheiben verfeinert werden kann. Normalerweise wird es mit einer sehr würzigen Currysuppe serviert), Satayspieße (Hähnchen-, Rind- oder Schweinefleisch aufgespießt auf dünnen Stäbchen, scharf gegrillt und mit einer dicken würzigen Erdnusssoße serviert) oder meinem Chicken Tikka Masala (auch gern in der vegetarischen Version ohne "Chicken") mit einem kräftigen Cheese-Naan (indisches Brot gebacken mit einer Käsefüllung)...

Zu probieren sei noch Chili Crab (Chili Krabbe) und alles andere, was in Mitteleuropa wohl etwas schwieriger zu bekommen sein wird. Noch weigere ich mich lecker Hühnerfüße oder gar -köpfe zu probieren. Auf der letzten Hochzeit, die ich hier besuchte, zeigte der gebackene Kopf der Ente vom Teller auf mich - man lobte mich und sprach mir Glück zu...

Wir schlussfolgern: Singapur - ein kulinarischer Traum!? Naja, verhungern muss man nicht...

Donnerstag, 6. März 2008

Essen in Singapur, Teil 1

"Ich dachte chinesisches Essen ist so gesund?" - Das mag sein, doch in einer modernen Stadt wie Singapur, dürfen Fast Food Ketten wie McDonald's, Burger King oder KFC nicht fehlen. Der Caramel Latte von Starbucks oder die Cookies & Cream Version vom Konkurrenten Coffee Bean ist längst Kult und generell ist es viel zu verlockend sich dem westlichen schnellen Essen hinzugeben, als ewig in der Küche zu stehen um aufwendiges Essen zu brutzeln.

Für ein Marketing Projekt stolperte ich über folgende Zahlen:



Das mag dem einen noch nicht verwunderlich vorkommen. Bei 4,5 Millionen Einwohner muss ein McDonald's Restaurant schließlich noch immernoch rund 50.000 Leute versorgen. Auch mit Hilfe der Kollegen von Burger King und Kentucky Fried Chicken bleiben noch mehr als 20.000 Mäuler pro Restaurant zu stopfen. Ziehen wir die Größe Singapurs hinzu (704 qkm, zum Vergleich Berlin erstreckt sich über 892 qkm) heißt dies für uns, dass wir nur 7,5 km hungern müssen, bis wir endlich im nächsten McDonald's angekommen sind. Wenn es uns gar völlig gleich ist, ob es der Burger von hier oder da oder gar nur Hühnchen oder Sandwiches sind, so haben wir sogar wesentlich kürzere Wege vor uns - durchschnittlich sollten wir alle 2,5 km fündig werden. Doch jeder, der weiß wie Großstädte konzipiert sind, wird wissen, dass manchmal nur zwei Schritte für das nächste international kulinarische Großereignis notwendig sind...

Was meine Begeisterung für das traditionelle Essen angeht, bin ich eher gespalten. Erst kürzlich habe ich mich auf eine Tour durch Singapur begeben, um den Geheimnissen und Geschmäckern der hiesigen Küche auf den Grund zu gehen...Das Resultat dieser Tour bleibt abzuwarten bis zum Teil 2 dieses Beitrages...

Sonntag, 17. Februar 2008

恭喜发财/恭喜發財 -Gong Xi Fa Cai-

"Glückwunsch, Erfolg und Wohlstand" wünscht man sich seit geraumer Zeit im ostasiatischen Raum. Seit die Uhren am 6. Februar zwölf schlugen, begrüßt man hier das neue Jahr - das Jahr der Erd-Ratte.

Das chinesische Neujahrsfest ist zu vergleichen mit unserem Weihnachts- und Neujahrsfest, nur dass es hier auf einen Tag fällt und durch zahlreiche Vereinigungsessen über Tage hinweg zelebriert wird. Es ist die Zeit, in der Familien zusammenkommen und kleine Geschenke ausgetauscht werden. Straßen sind mit unzähligen roten Laternen verziert, in den Supermärkten werden Regale gekehrt, um sie mit unendlichen Variationen handgemachter Kekse und Nüssen zu füllen und die Menschen laufen rausgeputzt durch die Straßen. In diesen Tagen gilt es Traditionen zu leben und wer sich jenen nicht entgegenstellen möchte, sollte folgendes wissen:

Glück bringend in diesen Tagen sind...

  • ... das Öffnen von Fenstern und Türen, um das Glück während des Festes herein zu lassen.
  • ...Licht in der Nacht brennen zu lassen, um dem Glück den Weg ins Haus zu leuchten und böse Geister abzuschrecken.
  • ...süßes Essen, um das neue Jahr zu süßen (eine meiner Lieblingstraditionen).
  • ...das Haus für das neue Jahr zu putzen, damit das Glück gleich am ersten Tag Platz findet.
  • ...ein neues Paar Hausschuhe, welches im alten Jahr gekauft und seit dem ersten Tag getragen wird, bedeutet altes Reden und Gerüchte von sich abzustreifen.

Unglück bringend hingegen sind in diesen Tagen...

  • ...das Kaufen neuer Schuhe während der Neujahrestage, da das Wort Schuh (鞋子, Xiézi) homophon zum hochchinesischen Wort für schlecht, böse und ungesund (邪, Xié) ist.
  • ...das Schneiden der Haare während der Festlichkeiten, da das Wort Haar (发/髮, Fà) homophon mit dem Wort für Wohlstand (发/發, Fā) ist und man sich diesen wegschneiden würde. (Man beachte, dass die Kurzzeichen identisch sind.)
  • ...das Kehren des Bodens am ersten Tag, denn dies bedeutet das Glück wegzukehren.
  • ...über Tote zu sprechen ist ein Tabu und gilt als unheilvoll.
  • ...das Kaufen neuer Bücher während der Festlichkeiten, da das Wort Buch (書, Shū) homophon mit dem Wort Verlieren (输/輸, Shū) ist.
  • ...das Tragen weißer oder schwarzer Kleidung, da Schwarz die Farbe des Unglückes und Weiß die Beerdigungsfarbe ist.

Den krönenden Abschluss der Feierlichkeiten bot in diesem Jahr die große Chingay Parade, welche mit dem traditionellen Löwen- und Drachentänzen und futuristischen Inszenierungen den ein oder anderen, der nicht die Möglichkeit hatte an traditionellen Abendessen teilzunehmen, zumindest ein wenig in die Festlichkeit verhalf.

Da Singapur in diesem Jahr erstmals in der Geschichte ein Formel 1 Rennen ausführen wird, wurde die diesjährige Parade mit einem kleinen Vorgeschmack darauf eröffnet. Und so gestaltete sich dann der Abend:

Sonntag, 27. Januar 2008

Modeln für Burger und Hotdogs

Während tausende junge Mädels in Deutschland sich derzeit abmagern und fleißig den Catwalk üben, um anschließend von Heidi Klum und ihrem so authentisch-sympathischen Team wieder in die Schule geschickt zu werden, habe ich es in meiner neuen Lebensabschnittsheimat (Oma, das ist was fürs Wortspiel) schon nach zwei Monaten geschafft, meine modellarischen Talente unter Beweis zu stellen...........

Der Freund eines Freundes eines annähernd Bekannten wird kommende Woche Donnerstag zusammen mit einer alten Schulfreundin (quasi die Freundin des Freundes des Freundes des annähernd Bekannten) ein Café eröffnen und sich damit einen Lebenstraum erfüllen. Das Café liegt in einem der vielen Herzen der Stadt - direkt neben dem Thai Express (einer thailändischen Restaurantkette) im Einkaufszentrum des großen Theaters, dem Esplanade. Es trägt den Namen "SourPuss" und unterscheidet sich von all den umliegenden Restaurants nicht nur durch sein Speiseangebot, sondern vor allem durch seine Preise. Burger in jeglicher Variation werden angeboten, das Ambiente ist nett und das Personal absolut liebenswert.

Wie Burger nun mit meiner Donnerstag endenden Modelkarriere zusammenhängen, wird hoffentlich durch folgende Bildchen sichtbar. Speisekarte und Wände dieses Cafés wollen schließlich dekoriert werden. (Kleiner Hinweis: Diese Photos sind entstanden, als man mich noch nicht meines blonden Haares beraubt hatte... aktuelle Photos gibt es innerhalb der nächsten 14 Tage, versprochen!)

Sonntag, 20. Januar 2008

Plötzlich brünett...

Wer sich noch an mich erinnern kann, wird wissen, dass mein Haar über die letzten Jahre immer blonder wurde. Blond jedoch bedarf bei dunklem Naturhaar besonderer Pflege, denn nichts sieht grausamer aus, als ein auf Ohrenhöhe hängender Ansatz. Um eben jenem zu entgehen, musste ein Friseur her...

Friseure sind hier sehr teuer (sehr viel teurer als in Deutschland). Darum entschied ich mich für einen Friseur in unserem Viertel, welches sehr chinesisch und daher unter Umständen günstiger als im Zentrum gelegene Orte ist. Natürlich ist mein Chinesich schlecht (ich kann "hallo" und "ich liebe dich" sagen - beides nicht sonderlich friseurtauglich), doch "man spricht schließlich englisch".

So versuchte ich also drei dunkel- und glatthaarigen Frisösen zu erklären, was sie mit mir anstellen sollten. Ein "ja" sollte einen hier nicht beruhigen, denn mit einem selbstbewussten "ja" wird zunächst einmal jede Erklärung entgegen genommen. Nachdem dann noch dreimal nachgefragt wurde, wurde ich ein wenig zittrig. Mein Wunsch umfasste das Nachfärben des Ansatzes und ein paar schokoladenbraune Strähnen zwischendrin, damit ich nicht allzu blond bin. "Ja, ja"...

Die Anfänge sahen vielversprechend aus. Foliensträhnen. Plötzlich wurde das gesamte restliche Haar mit einer rötlichen Paste eingeschmiert und in Folien gepackt. 3kg Aluminium verzierten also meinen Kopf und kein einziges Haar schaute mehr heraus...Ich dachte, na gut, dann wird es eben ein bisschen dunkler. Da ich ein wenig unter Zeitdruck geriet, denn das Verzieren mit dem Leichtmetall dauert ungefähr zwei Stunden, bat ich darum, das Haar nur schnell zu waschen und nicht weiter zu fönen. Das wurde mit einem gewohnten "Ja" beantwortet, allerdings schob man mich nach dem Waschen erst einmal zurück zu meinem Platz und zwei Frauen wirbelten mit einem heißen und einem kalten Fön um mich herum. Dann kam die Rundbürste mit ins Spiel. Ich wusste, das konnte nur eins bedeuten - GLATTES HAAR!!! Bis zu diesem Zeitpunkt sah ich eigentlich nur schwarz. Verschwunden waren die gewohnten blonden Strähnchen. Nach dem Fönen lächelte mir ein glatthaariges, brünettes Mädchen entgegen. Ihr Gesicht kam mir bekannt vor, doch ich wusste nicht woher...ach, das bin ich?

Mittwoch, 9. Januar 2008

Vorbereitung auf Singapur

Für alle, die vorhaben mich dieses Jahr in Singapur zu besuchen, seien hier mal einige Informationen zusammengestellt, die dem ein oder anderen den ersten Schock ersparen könnten...

In dieser hochmodernen Stadt, die von hohen, modernen Gebäuden geprägt und von einem hervorragenden Verkehrsnetz durchzogen wird, gibt es ein paar Traditionen, die die "Westlichkeit" dieses Bildes etwas in Mitleidenschaft ziehen....

# 1 Lange Finger- und Fußnägel. Vielfach bei Männern zu sehen. Dies ist Ausdruck von hohem Stand und zeigt, dass man in seinem Job seine Finger nicht schmutzig machen wird. Es sieht widerlich aus!

# 2 Haare. Viele der chinesischen (von den indischen ganz zu schweigen) Frauen rasieren sich nicht. Ein für einen Europäer wohl sehr ungewöhnlicher Anblick. Noch ungewöhnlicher wird einem jedoch zumute, wenn man im Gesicht eines älteren Herren entweder handlängen langes Haar eine Warze herunterwachsen sieht, oder die Herren beim Versuch sich einen Bart stehen zu lassen, ihre ungefähr vier dicken Barthaare am Kinn zur Schau stellen. Man stelle also fest, während der Haarwuchs am Bein also gesund vonstatten geht, ist es um gewohnte Männlichkeit zumindest bei den Chineses eher schlecht bestellt...

# 3 Reis zum Frühstück. Natürlich nicht jeden Tag. Manchmal gibt es auch Nudeln oder eine klare Fischsuppe. Es wird dreimal täglich warm gegessen (in vielen Familien fast nur Reis) und warum man von "so gesundem chinesischen Essen" spricht, ist mir beim Anblick der Food-Courts ein Rätsel.

# 4 Kurze Hosen. Auch wenn die Ausschnitte eher hochgeschlossen und teils bieder scheinen, so offenbart ein Blick zum unteren Teil der Mädels sehr viel Bein. Hosen sind hier kurz.

# 5 Warteschlangen. Während ich mich nur ungern in eine lange Schlange stelle und damit wohl Zustimmung bei fast allen meiner europäischen Mitmenschen bekomme, ist eine lange Warteschlange hier ein Zeichen für "da muss es was tolles geben - ran da"...

# 6 Wer zwei (oder mehr) Menschen in der Bahn oder auf der Straße oder wo auch immer wild herumdiskutieren sieht, der wird, wenn er genau hinhört immer wieder "laaaa" hören. Dieses "lah" ist zu vergleichen mit dem berlinerdeutschen "wa?!" und macht aus dem eh schon sehr chinesisch klingenden Englisch hier, zuweilen eine völlig neue Sprache.

# 7 Mücken. Ich wurde in Singapur bisher von noch keiner einzigen Mücke gestochen. Die Kampagnen, dass man in seiner Wohnung kein stehendes Gewässer haben sollte, sind sicher nicht der einzige Grund dafür. Mindestens einmal die Woche werden allein in unserem Condo die Büsche und Wiesen mit einer stark riechenden und qualmenden Substanz behandelt. Gleichsam laufen Menschen mit großen Gasmasken herum und machen behandeln jeglichen Zwischenraum mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. Gedanken zum Umweltschutz? Hier noch nicht.

Diese Liste ist sicher nicht abschließend. Immer wieder fallen einem Kleinigkeiten auf, die so ganz anders sind, als man es gewohnt ist. Gestern in der Vorlesung musste ich feststellen, dass bestimmte Einheiten der hiesigen Armee mit N.S. abgekürzt werden. Meine Aufregung darüber verstand keiner...ein interessantes Volk ;)

Donnerstag, 3. Januar 2008

Bali: Trauminsel und Aus-der-Traum

Irgendwie habe ich die Nacht in diesem "Hotel" in Jakarta ohne schwerere Krankheiten oder Traumas überlebt, ohne meine Zuversicht für einen guten Jahreswechsel zu verlieren. In Denpasar (Flughafen Bali) angekommen, instruierten mich meine baldigen Reisegefährten den Weg nach Amlapura zu suchen. Dort würden wir uns dann in wenigen Stunden treffen....

In Amlapura angekommen wurde meine Zuversicht jedoch wieder hart auf die Probe gestellt. Der Busbahnhof glich eher einem Busfriedhof und bekannte Gesichter konnte ich unter den wenigen (zwei) auch nicht entdecken. Der Empfang war jedoch herzlich. Kurz zuvor las ich in meinem dicken Reiseführer (dieser ist Gold wert!), dass Balinesen gern Freundschaften knüpfen. Bereits im Flieger tauschte das Mädel aus Jakarta mit mir die Mailadressen und nun schlenderte die ältere Dame auf mich zu, deren Geschäft der Verkauf von warmen Softgetränken, alten Nüssen und einzelnen Zigaretten hier am Busbahnhof in Amlapura zu sein schien. Sie lächelte, schüttelte meine Hand herzlich und redete auf mich ein - in Bahasa Indonesia, indonesich...Tapfer versuchten wir die Konversation aufrecht zu erhalten, probierten Hände und Füße sowie Bleistift und Papier. Angetan von unserer Darbietung gesellten sich dann noch zich weitere balinesische junge Männer hinzu und als ich nach 3 Stunden mich bereits mit dem Gedanken angefreundet hatte, die Nacht an diesem Bahnhof zu verbringen und meine Gefährten niemals wieder zu sehen, tauchten diese plötzlich auf. Ich bedankte mich bei meinen neuen Freunden für das nette Gespräch, das Handlesen (das gab's gratis) und die Nüsse (uralt). Der Urlaub konnte beginnen.

Und er begann. Das einzige Hotel in der Nähe war ein balinesisches Luxushotel, welches aufgrund einer derzeitigen Urlaubsflaute bereit war uns ein großes Zimmer für fünf zu einem günstigen Preis anzubieten. Zwei Nächte auf Bali verbrachten wir daraufhin im kleinen Paradies...




Die Paradieserfahrung nahm für mich allerdings schon im nächsten, auch sehr hübsch angelegten, Hotel ein Ende. Mein Magen grummelte und wollte auch die folgenden Tage nicht Ruhe geben. Als wir uns für den Jahreswechsel auf nach Kutah machten, war ich sicher, dass die Besserung nur noch mit Bettruhe zu erlangen sei. Da Kutah jedoch kein schöner Ort war, voll von Touristen und überhaupt nicht das, was wir bisher von Bali gesehen hatten, konnte ich es mit meinem Gewissen vereinbaren, das Hotel nicht zu verlassen. In der Silvesternacht - nun mit einer etwas verhaltenen, labilen Zuversicht - einigten wir uns auf eine nette kleine Bar, fanden nicht den besten Platz dafür aber eine gute Pizza und einen leckeren Saft. Gegen 11 Uhr machten wir uns auf zum Strand, den wir gegen 11:30 Uhr fluchtartig verlassen mussten, da aus dem leichten unangenehmen Sandsturm nun ein Wolkenbruch wurde. Unterschlupf fanden wir unter den Vordach einer Kunstgalerie zusammen mit ca. 20 anderen Balinesen. Dann schlug die Uhr 12, der Regen hörte auf und alle rannten zurück ins Hotel. Leider hatte ich mich ein wenig hübsch gemacht, eine Tradition von daheim, und konnte daher der Gruppe nicht rennend folgen. So wanderte ich im neuen Jahr durch kniehohe Pfützen zurück zum Hotel - "Happy New Year!"

Am Folgetag warteten wir lange bis uns der Mini-(mini mini)-Bus abholte und machten uns dann auf eine 14-stündige Busreise nach Surabaya, um den Heimflug anzutreten. In dieser Reise inbegriffen, waren achterbahnähnliche Gefühle, ein geplatzter Reifen und für manchen von uns eine blaue Schulter...

Meine Zuversicht? Schlägt sich tapfer ;)

In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein ganz fantastisches Jahr 2008! Wen ich dieses Jahr bereits wiedersehen darf, wird leider nicht drumrum kommen mit mir auf ein Gläschen Wein anzustoßen :)

eure Franzi

One Night in Bangkok

Mehr blieb mir bis zur Weiterreise nach Jakarta und Bali leider nicht, doch diese wollte ich voll ausgenutzt wissen.

Nach Bangkok sollte man vorbereitet kommen. Das Taxi vom Flughafen muss keine 700 Baht (~16€) kosten, die Leute (besonders die Taxifahrer) sprechen ein eher schlechtes bis gar kein Englisch und Bangkok ist groß. Rund 6 Millionen Einwohner bahnen sich den Weg durch die Straßen. Vorzugsweise in dicken neuen Autos oder Motorrollern aller Art. Mein beliebtes Tuk-Tuk-Gefährt gibt es hier auch, allerdings längst nicht so verbreitet wie in Kambodscha.

Nachdem ich also endlich mein Gästehaus in Zusammenarbeit mit dem fluchenden Taxifahrer ausfindig machen konnte, warf ich mich nur schnell in Schale und sprang ins nächste Tuk-Tuk. Der Fahrer, Noi, schloss mich direkt ins Herz und konnte es kaum erwarten mir Bangkok zu zeigen. Den ersten Stopp machten wir dann vor einem hohen, hübsch gestalteten Gebäude mit der Aufschrift "Thai Massage" - ein Muss, dachte ich mir. Da eine übliche Thai-Massage jedoch 2 Stunden gedauert hätte und ich MEHR sehen musste, entschied ich mich für die "Öl-Therapie-Massage". Kaum hatte ich bezahlt führte mich eine junge Thailänderin in einen kleinen Raum in der dritten Etage. Überall roch es nach frischen Blumen und angenehmen Kräutern und auf jedem der Liegen lagen große rote Rosen....


Die Masseurin schloss die Tür hinter uns und bat mich, mich zu entkleiden und zu duschen. Ich schaute sie etwas peinlich berührt an, sie lächelte und sagte, sie würde draußen warten bis ich fertig sei. Bekleidet mit einem windelähnlichen Einwegschlüpfer und einem großen weißen Handtuch bat ich sie wieder herein und sie machte sich ans Werk. Es wurde ALLES massiert. Ein Drittel der Zeit saß die Dame mit mir auf der Liege und nach einer Stunde glänzte und duftete ich wie das Innere dieses Gebäudes. In ihrer erneuten Abwesenheit kleidete ich mich wieder an, lehnte den Gratistee zum Schluss ab und sprang wieder auf mein Tuk-Tuk.

Den Sonnenuntergang hatte ich dummerweise verpasst. Trotzdem wollte ich in die berühmte Sky Hotel Bar im 83. Stock des Sky Hotels mit rotierender Dachplatform und einer unbezahlbaren Aussicht auf Bangkok. Noi versicherte mir jedoch, dass ich vorher UNBEDINGT zu einer ganz FANTASTISCHEN SHOW müsste - eine Show, die die Welt noch nicht gesehen hätte - "Bitte, bitte, nur ein Stündchen!" Ich versuchte mich zu versichern, dass diese Show nichts Anzügliches hätte, da ich mich nicht zu Thailands Sextouristen zählte - "Nein, nein, nichts Anzügliches!". Eine horende Menge Eintritt und weitere fünf Minuten erweiterten meinen Erfahrungshorizont um zwei unbekleidete, bunte Bänder und andere Dinge schwingende Frauen, einer mit mir flirtenden Bardame (Ha, ich wirke also auch auf Frauen...oder eher mein Portemonaie...) und das Ambiente einer anderen Art.

Als Noi mich nach 5 Minuten wieder sah, sprang er auf und fragte, was los sei. Ich schimpfte mit ihm, er entschuldigte sich unaufhörlich, doch leider gab ich dem armen Jungen keine große Chance mehr. Er brachte mich zum Sky Hotel, ich zahlte, bedankte mich und versuchte mich auf den Aufstieg zu konzentrieren ;) - die Krönung des Abends stand mir bevor...



Zum Abschied aus dieser Bar wurde mir ein Cocktailglas in Form des Hotels geschenkt, welches auf meinen folgenden Flügen stets zu Kofferdurchsuchungen führte...

Anschließend shoppte ich auf dem Nachtmarkt und kehrte anschließend etwas müde ins Gästehaus zurück.

Die Bangkokerfahrung sollte jedoch erst am Nachmittag des Folgetages enden. Früh machte ich mich also auf, um Bangkok auch noch einmal bei Tageslicht zu erleben. Das Programm umfasste eine Bootsfahrt durch die Kanäle Bangkoks, mit Blick auf Tempel und Palast, sowie den Besuch einer Schlangenfarm. Als ich den neuen Tuk-Tuk Fahrer nach einem Markt in Bangkok fragte, wurden seine Augen groß - Oh Gott, ich kenne diesen Ausdruck - "Wollen Uhr? Ich zeigen Ort, wo viele Uhren - billig, billig!" Die Fahrt endete in einem Hinterhof, wo ich geheimnisvoll empfangen und in das erste Stockwerk geführt wurde. Dort wurde fachmännisch die Wand geöffnet und man bat mich auszuwählen aus einer Auswahl von Louis Vuitton Taschen, Dolce & Gabbana Sonnenbrillen und Gucci Uhren. So ist das...in Kriminalität rutscht man rein - ohne böse Absicht ;)

Anschließend ging es dann jedoch zu einem richtigen Markt. Ich fand ein nettes Restaurant mit hervorragendem Essen, musste jedoch den Kellner davon überzeugen, dass ich es gern SCHARF möchte. Er brachte mir ein Schälchen mit einer Flüssigkeit und vielen gehackten Chilis und Chilikernen, welche ich waghalsig komplett in mein Hühnchencurry kippte. Der Mund brannte, jedoch lange nicht so sehr, wie nach dem Fischcurry in der Nähe von Phetchabun - der Kellner hätte sich also nicht so anstellen müssen ;)



...und das waren 24 Stunden Bangkok...