Montag, 30. Juni 2008

Peking - Die Nördliche Hauptstadt

7:15 Uhr erreicht der Nachtzug die Hauptstadt des großen China's. Die Sonne war bereits 2 Stunden zuvor aufgegangen, sodass ich wenigstens einen winzig kleinen Eindruck davon bekam, wie es vor den großen Städten aussieht. Ich sehe viel Land. Felder und Bäume, deren saftiges Grün aufgrund der unreinen Luft etwas gelblich-grau erscheint. Die Sonne versucht sich ihren Weg durch eine bräunliche Smogdecke zu bahnen. Erstmals bin ic in der Lage direkt in die Sonne zu schauen, ohne dass meine Augen brennen...

Am Bahnhof tummeln sich bereits hunderte von Menschen. Wie mich der kleine Chinese in dieser Masse erspähen konnte, bleibt wohl ein Geheimnis mit Sprachbarrieren. "Taxi, Taxi?", ich bestätige und reiche ihm die Adresse des Hotels. Er nickt, packt meinen Koffer und eilt davon. Ich laufe hinterher und versuche Schritt zu halten. Drahtiger kleiner Chinese. Nach 10 Minuten Fußmarsch stehen wir vor seiner kleinen Quietschkarre - kein Taxi, mein Freund. Er öffnet mir die Tür. 160 Yuan wollte er haben. Ich entscheide ihm am Hotel 100 zu geben. Nach einem Streit in Englisch und Chinesisch (genauso gut hätte ich ihn auf Deutsch anbrüllen können), kriege ich ihn auf 110 Yuan runter, worauf er mit quietschenden Rädern davonrast.

Und da stand ich nun; vor einem 5-Sterne Hotel, welches verglichen zu all meinen anderen Unterkünften hier in Asien, einem Palast glich. Nigelnagelneu mit gutem Essen (wenn auch etwas gehobene Preisklasse) und freundlichem Personal (auch diesem mangelte es an einem gutem Englisch, doch da Enttäuschung nur das Resultat falscher Erwartungen sind, war ich gefeit - ich hatte nichts anderes erwartet).

Etwas später am Abend traf Karin ein, meine argentinisch, deutsch-holländische Zimmergenossin, die ich leider in den gesamten zwei Wochen nicht dazu überreden konnte, mit mir ein wenig Spanisch zu sprechen (ich gebe ja zu, ich war nicht wirklich hartnäckig). Die anderen 27 trafen wir tagsdrauf und eine Gruppe bestehend aus Amerikanern, Kanadiern, Briten, Holländern, Indern, Deutschen und Multikultlern entstand. Zusammen erkundeten wir die Stadt und schossen Photos von

der "(Purpurne) Verbotenen Stadt", welche im Jahre 1406 vom Kaiser Yongle erbaut wurde (wir alle wissen, dass dieser außer der Idee wohl keinen Beitrag zur Erbauung brachte). Für das normale Volk war dieser kleine Komplex der Stadt unzugänglich - verboten - was diesem Palast seinen Namen verlieh. Auf mich wirkte die "verbotene Stadt" etwas trist. Nebst schönster chinesisch-kaiserlicher Architektur ist man von grauem Gestein umgeben. Unsere zuckersüße Reiseführererin erzählte uns, dass nicht nur die dicken Steinmauern vor Eindringlingen schützen sollte. Auch der unebene Steinboden unter uns, sollte ganze drei Meter in den Erdboden reichen, damit ein Tunnelgraben ebenso unmöglich sei. Kein Baum, keine Blume und drei Gründe dafür:

1. Der chinesische Charakter für das Wort "Ärger" oder "Beschwerden" wird mit dem in einem Rechteck eingekästelten Zeichen für Baum dargestellt, drum Baum in Rechteck = Ärger.

2. Nichts in- und außerhalb der Stadt sollte den Palast überragen!

3. War man stets sehr um Feinde des Kaisers bekümmert. Ein Baum stellte ein gutes Versteck und damit ein heikles Unterfangen dar.

Folgender Link ist recht interessant, für diejenigen, die keine Vorstellung haben, wie die "Verbotene Stadt) aussehen mag.

http://www.arte.tv/de/wissen-entdeckung/china/China/220728,CmC=478622.html



Auch den Sommerpalast ließen wir uns nicht entgehen, welcher, wie der Name schon verrät, die Sommerresidenz einiger Kaiser darstellte (ich vermute zuweilen, war ihnen doch nach ein wenig Grün...).



Ein gutes chinesisches Mittagsbrot (an dieser Stelle sei erwähnt, dass ich kein Fan chinesischer Küche bin) sollte uns dann Krat für die DAS EREIGNIS geben -

Die Chinesische Mauer! Wir kletterten und verloren den Atem - aus Anstrengung und Ehrfurcht...



Mittlerweile konnten wir alle zumindest die Zahlen auf chinesisch (1-99), was unserer Kommunikation jedoch nicht ungemein weiterhalf.

Weiterhin bestaunten wir den Lamatempel, der einen der größten stehenden Buddhas der Welt sein Eigen nennt. Das unglaubliche neben seiner Größe ist wohl eher der Fakt, dass er aus einem einzigen Stück Holz geschnitzt ist (wahrscheinlich teures und unheimlich geschütztes Holz). Der Stamm dieses Baumes soll ursprünglich 26 Meter hoch gewesen sein, der Buddha ragt jedoch lediglich 18 Meter in die Höhe. Nach kurzer Baum- und Holzkunde können wir das jedoch mit der natürlichen Ausdünnung der Spitze eines Baumstammes erklären. Auch wissen wir, dass Holz morsch wird, wenn man es nicht in die natürlich gewachsene Richtung verbaut (Unten muss Unten bleiben und Oben muss nach oben). Ja Frau Petschan, ich habe gut aufgepasst!



Und dann gab es natürlich auch Shopping, Ausgehen und Essen im Programm. Interessanterweise, sprechen die Verkäuferinnen in den vielen Shoppingcentren für Schmuck und teure Handtaschen, Sonnenbrillen und Schneidereien ein hervorragendes Englisch. Und wer sich sicher und unverstanden in seiner eigenen Sprache fühlt, der sollte aufpassen, denn die Schnecken können auch ein wenig Deutsch oder Russisch oder was auch immer...ganz im Gegensatz zum augenscheinlich besser bezahlten und höher qualifizierten Personal im Hotel...



Zu allerletzt, ging auch diese Reise zu Ende. Leider wieder mit Stolpersteinen, denn das Wetter über China machte den geplanten Rückflug nach Singapur unmöglich und ein etwas unbequemer 24-stündiger Zwischenstopp in Guangzhou testete meine Geduld und Freundlichkeit (ich schlug mich wacker).

Nun geht es hoffentlich bald zurück...Der Himmel über mir sieht wieder nicht vielversprechend aus, doch die Hoffnung stirbt erst mit Verbrauch meiner letzten Schlüpfer... :D

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