Montag, 31. März 2008

Geschäftsidee für muslimische Sportlerinnen

Letzten Freitag machten wir uns auf den Weg über die Staatsgrenze zu Johor Bahru, Malaysia um an einem internationalen Turnie teilzunehmen (Grund ist, Singpur ist so klein, dass es hier keine eigene Volleyballliga gibt). In der Halle angekommen, instruierte uns der Trainer, dass wir uns in einem muslimischen Land befinden und angesichts dieser Tatsache uns nicht in der Öffentlichkeit umziehen sollten. Wäre das jedoch die einzige Limitierung, mit welcher sich muslimische Frauen anfreunden müssten, wären wir uns alle einig, dass dieser Beitrag hier keinen Sinn machte...

Der Islam fordert jedoch von Frauen weder Körperteile noch Haar in der Öffentlichkeit zu zeigen. Die Folge sind neben langen Ärmeln und langen Hosenbeinen auch ein Kopftuch. Bei einer Außentemperatur von 35°C und keinerlei Klimatisierung in der Halle kann dies durchaus hinderlich sein. Die Möglichkeiten hier sind beschränkt - entweder man akzeptiert bis zur Ohnmacht zu schwitzen (und selbst ich kam diesem Punkt nahe, trotz kurzer Hose und kurzem Oberteil - natürlich nicht bauchfrei!) oder man bewegt sich so wenig wie möglich. Meist wird wohl letztere Alternative in Kauf genommen und der Siegeswille zurückgestuft.

Was ist nun also die Geschäftidee? So entwerfe doch bitte jemand Funktionskleidung für muslimische Frauen um ihnen die Freude am Sport nicht zu verwehren!

Ansonsten ist zum Turnier zu sagen, dass wir nach dem eher passiven Spiel gegen die sehr bekleideten Mädels gegen etwas weniger "betuchte" ordentlich Schläge einstecken mussten, was uns leider nicht in die Nähe des Finales verhalf.

Der geeiste Haselnusskaffee war jedoch die lange, lange Reise wert...

Mittwoch, 26. März 2008

Kurzer Abriss zur bisherigen Integration

Obwohl ich meine Geschichten zu diversen Skurilitäten hier in Singapur gerne mit Bildern untermalen mochte, so wird beim Lesen des längst fälligen Berichtes schnell klar, dass Worte wohl das angebrachtere Mittel sind...

Wir schreiben den 26. März 2008. Meine Asienerfahrung begann vor ziemlich genau 6 Monaten und wenn alles nach Plan läuft, bedeutet dies Halbzeit.

Mittlerweile hat man sich an asiatische Gesichter mehr als gewöhnt, kann unterscheiden und unter Umständen sich sogar dazugehörige Namen merken. Man hat sich weiterhin an eine permanente Präsenz von Knoblauch- oder anderen Gewürzgerüchen (besonders in der Anwesenheit von singapuriansichen Indern) gewöhnt. Auch das ständige Drängeln zu den geschäftigen Zeiten in Bussen und Bahnen wird mittlerweile wissend akzeptiert und leidenschaftslos zur Kenntnis genommen.

Wir haben gelernt, dass jeder Singapurianer mindestens bilingual, in den meisten Fällen sogar trilinguar (gibt es dieses Wort???) ist. Man wächst mit seiner Familiensprache auf (meist ein chinesischer Dialekt oder eben malayisch, indonesisch, Hindi etc.). Auf der Straße wird, zumindest mit anderen kulturellen Gruppe und davon gibt es en masse, Englisch gesprochen, und als nicht mandarin-sprechender Singapurianer chinesischer Herkunft ist das Erlernen Mandarins ebenfalls Pflicht.

Neben diesen bemerkenswerten Entdeckungen machten wir jedoch auch völlig idiotische. In diesem Zusammenhang seien quietschende Schuhe für Kinder erwähnt. Spreche ich von Quietschen, so meine ich nicht etwa ein "Wenn-man-genau-hinhört-Quietschen", oh nein. Es handelt sich hierbei um ein furchtbar lautes und penetrantes Quietschen, dass bei jeder Berührung des Fußes (und dummerweise haben die meisten Kiddis zwei davon) mit dem Boden ertönt. Bisher hat sich mir die Sinnhaftigkeit dieser Erfindung noch nicht erschlossen. Ein paar Theorien habe ich jedoch:

1) Eine Studie zu Gangarten von Kindern unter 7 Jahren. Mir fiel dank dieser Schuhe auf, dass Kinder eher zu einem Stampfen denn zu einem normalen Gehen neigen (das widerum mag an diesen höllischen Schuhen liegen...)
2) Ein effektives Folterwerkzeug für unartige Kinder - während uns in Europa Eltern mit einer lächerlichen Rute vom "Weihnachtsmann" drohen, werden hier Nägel mit Köpfen, oder eben Schuhe mit integriertem nervraubenden Laut, gemacht
3) Könnten diese Stampfer auch eine Art Alarmfunktion sein: "Achtung, Kinder!"

Für weitere Ideen bin ich sehr dankbar!

Was noch? Wir haben gelernt, dass Singapur's Sicherheit "übergarantiert" ist. Da der Regierung dieser Fakt ebenso aufgefallen ist, wurde kurzerhand eine enorme Posterkampagne gefahren, die die Angst vor Raub, Überfall und Betrug wieder erhöhen sollte. "Angstkampagnen" dieser Sorte gibt es jedoch noch mehr. In Zügen und auf Bahnsteigen laufen permanent kleine Filmchen, die das Verhalten im Falle eines terroristischen Aktes lehren sollen:

"Mann mit schwarzer Tasche kommt in den Zug. Setzt sich. Unauffällig rückt er seine Tasche mit den Füßen unter den Sitz. Er verlässt den Zug, doch "vergisst" seine schwarze unauffällige Tasche! (Die Handlung spitzt sich zu) Eine Dame bückt sich und möchte ihm die Tasche hinterhertragen. (Nun bitte die Lesegeschwindigkeit etwas erhöhen!) Daraufhin hält sie ein anderer Passagier (männlich) ab. Mit erhobenen Finger und besorgtem Gesicht macht er ihr klar, dass es sich um eine Kofferbombe handeln könnte!!!! (Ruhiger werden) Beide stimmen ab, den Sicherheitsdienst zu alarmieren - entweder über "9-9-9" oder direkt am Alarmknopf in der Bahn...puh...geradeso nochmal mit dem Leben davon gekommen..."

...Irre spannend, wenn man sieben Minuten auf den nächsten Zug warten muss. Sicher vor diesen Attacken auf das menschliche Sicherheitsgefühl ist man jedoch auch in der Bahn nicht. Hier strecken einem Mücken in Über-Überlebensgröße Beine und Rüssel entgegen. "DENGUE FIEBER!!!" Auf kleinen Bildern wird instruiert, was wir persönlich gegen diese kleinen Mörder machen können - wie z.B. die Dachrinne von wasserstauendem Unrat befreien, keine stehenden Gewässer in den Wohnungen zulassen (Blumentöpfe, Abwasch) und so weiter. Was man von Seiten der Regierung aus macht, sieht folgendermaßen aus:



Derzeit befindet sich Singapur jedoch vor allem in der Angst vor dem entflohenen Terroristen Mas Selamat. Fahndungsfotos hängen ÜBERALL. "Wer ihn gesehen hat, bitte umgehend 9-9-9 wählen!" (folgendes Bild ist ernstzunehmen)



An dieser Stelle endet mein erster "Fortschritte in der Integration"s Beitrag. Wer Mythen hört oder kennt, die es meinerseits zu bestätigen gilt, nur zu! ;-)

Donnerstag, 13. März 2008

Essen in Singapur, Teil 2

Wer mich kennt, der weiß, ich esse gern. Essen ist Ausdruck von Kultur und Geschmack und verdient daher im eigenen sowie in anderen Ländern ein besonderes Augenmerk.  Als ich dann kürzlich einem Singapurianer erzählte, dass ich bisher noch nie Laksa probiert hatte, eine hiesige Suppenspezialität, schüttelte er ungläubig mit dem Kopf und organisierte daraufhin einen Tag, dem wir uns nur lokalen Feinheiten zuwandten.

In Singapur ist man meist in den sogenannten Food Courts (Essplätze) der großen Shopping Centren oder den altberühmten Hawker Centren. Die deutsche Übersetzung für Hawker ist "Straßenhändler" oder "Wandergewerbebetreibender" (wieder so ein Wortspielwort). In den 60ern Jahren war es Gang und Gebe sein Essen beim liebsten Hawker an der nächsten Straßenecke zu kaufen. Jene Hawker waren meist auf wenige Gerichte spezialisiert, welche sie in windeseile zubereiten konnten. Meist gesellten sich dann viele Hawker zueinander und formten eine Art "Fressmeile" auf der Sraße. Zu jender Zeit wurde noch auf offenem Feuer gekocht. Schutz vor Regen bot eine Plane und anfallender Müll fand Platz in Straßenrinnen hinter oder neben "der Küche". Ein Ratten- und Ungezieferproblem war nicht selten und Ordnungsbeamte hatten alle Hände voll zu tun. So entwickelten sich mit der Zeit und voranschreitender Entwicklung und Bereicherung (nicht zuletzt auch wegen der erlangten Unabhängigkeit von Malaysia in 1965) immer modernere kleine Zentren, in denen Hawker des alten Gewerbes ihre Geschäfte fortführen konnten. Heute Hawkerzentren bestehen meist aus kleinen Hütten, welche je nach Größe einen großen oder kleinen Platz mit Stühlen und Tischchen umsäumen. Wer hier essen geht, verstreut sich zunächst in alle Himmelsrichtungen, um sich anschließend mit seinen Lieblingsgerichten an einem Tisch wieder zusammenzufinden.

Unser "SingapurianischesEssenBegegnungsAbteuer" begannen wir an der East Coast (Ostküste) mit der berühmten Katong Laksa, welche ihren Namen der dortigen Gegend zu verdanken hat. Kokosnussmilch und Currypulver verleihen der sonst recht fischig schmeckenden Suppe das gewisse Etwas. Zur Sättigung findet man weiterhin ein paar gewöhnliche Eiernudeln. Wagemutige mischen sich dicke rote Chilipaste mit hinein. Gesamtnote: 2-



Als kleines Nebenbei gab es etwas, was sich Otah nennt. Soweit ich es verstanden habe, handelte es sich hierbei um in einem Bananenblatt gebackenen Tintenfisch. Obwohl ich nicht grundsätzlich gegen Tintenfischfleisch bin, hielt ich mich an dieser Stelle doch lieber an die Laksa...



Weiter ging's. Die Ostküste Singapurs bietet neben unendlich langen Skatewegen direkt neben dem Meer, einer Wasserskianlage und vielen schön angelegten Hawker Centern viele antike flache Reihenhäuser - völlig untypisch für den sonst so gewohnten Hochhausdschungel Singapurs...

Das nächste kulinarische Abenteuer bestand aus einer "Ei-lichen" Substanz, welche geschmacklich in Wasser gekochtem Eiweiß nahekam - ungewürzt und nicht besonders aufregend. Es nennt sich Tahu Telor. Den Pepp bringt man mit einem Hauch Chilipaste hinein. Meine Aufregung hielt sich jedoch zugegebenermaßen immer noch in Zaum...



Als nächstes besuchten wir das Restaurants des Onkels unseres kulinarischen Reiseführers. An dieser Stelle sei bemerkt, dass meine Experimentierfreudigkeit in Sachen Geschmäcker stark auf die Probe gestellt wurde...

Man brachte uns zwei große Teller mit verschiedenen unbekannten Gemüsen und scheinbar frittierten Teiggebäcken, Fish Balls (Fischbälle: pflaumengroße weiße Bällchen, die eine Konsistenz wie weißer weicher Reis haben und geschmacklich dem ersten Teil des Namens alle Ehre machen) und erneut gekochtes Eiweiß in verschiedenen Formen. Dazu wurde ein sehr "interessantes" Getränk serviert. Man nehme 0,3 Liter Wasser 100g Zucker und einen Esslöffel Salz, füge etwas Lebensmittelfarbe hinzu, rühre kräftig, stelle es in den Kühlschrank und serviere es frisch....im nächsten Getränk griff ich mit einem gequälten, doch gekonnt überspielten Lächeln zur altbekannten Coca Cola light.

Das vorerst letzte Abenteuer fand in einem kleinen chinesischem Szenerestaurant statt. Die Kellner schienen nicht nur bemüht, sondern auch einem modernen und homosexuellen Leben gegenüber sehr aufgeschlossen. Serviert wurden verschiedene Fleischkreationen, welche mit verschiedenen Gewürzen verfeinert einen gelungenen Abschluss des ersten großen kulinarischen Abenteuers hier boten. Meine Tischnachbarin in Rechnungswesen meint, es nenne sich 
Kung Po Chicken und irgendwas.



Zusammenfassend lässt sich sagen: Mein Ding war es wohl nicht so ganz (man beachte die Nutzung verschiedener Wörter zum Ausdruck von Diplomatie und Feingefühl). Ich halte mich hier fleißig an den berühmten Carrot Cake (Karottenkuchen - eine Omelettkreation mit Weißrüben. Würzig, stimmig, lecker), Prata (ein indisches Pfannkuchengebäck - für uns Berliner Eierkuchengebäck - welches mit Käse, Ei, Pilzen oder, wer es lieber süß mag, mit Bananenscheiben verfeinert werden kann. Normalerweise wird es mit einer sehr würzigen Currysuppe serviert), Satayspieße (Hähnchen-, Rind- oder Schweinefleisch aufgespießt auf dünnen Stäbchen, scharf gegrillt und mit einer dicken würzigen Erdnusssoße serviert) oder meinem Chicken Tikka Masala (auch gern in der vegetarischen Version ohne "Chicken") mit einem kräftigen Cheese-Naan (indisches Brot gebacken mit einer Käsefüllung)...

Zu probieren sei noch Chili Crab (Chili Krabbe) und alles andere, was in Mitteleuropa wohl etwas schwieriger zu bekommen sein wird. Noch weigere ich mich lecker Hühnerfüße oder gar -köpfe zu probieren. Auf der letzten Hochzeit, die ich hier besuchte, zeigte der gebackene Kopf der Ente vom Teller auf mich - man lobte mich und sprach mir Glück zu...

Wir schlussfolgern: Singapur - ein kulinarischer Traum!? Naja, verhungern muss man nicht...

Donnerstag, 6. März 2008

Essen in Singapur, Teil 1

"Ich dachte chinesisches Essen ist so gesund?" - Das mag sein, doch in einer modernen Stadt wie Singapur, dürfen Fast Food Ketten wie McDonald's, Burger King oder KFC nicht fehlen. Der Caramel Latte von Starbucks oder die Cookies & Cream Version vom Konkurrenten Coffee Bean ist längst Kult und generell ist es viel zu verlockend sich dem westlichen schnellen Essen hinzugeben, als ewig in der Küche zu stehen um aufwendiges Essen zu brutzeln.

Für ein Marketing Projekt stolperte ich über folgende Zahlen:



Das mag dem einen noch nicht verwunderlich vorkommen. Bei 4,5 Millionen Einwohner muss ein McDonald's Restaurant schließlich noch immernoch rund 50.000 Leute versorgen. Auch mit Hilfe der Kollegen von Burger King und Kentucky Fried Chicken bleiben noch mehr als 20.000 Mäuler pro Restaurant zu stopfen. Ziehen wir die Größe Singapurs hinzu (704 qkm, zum Vergleich Berlin erstreckt sich über 892 qkm) heißt dies für uns, dass wir nur 7,5 km hungern müssen, bis wir endlich im nächsten McDonald's angekommen sind. Wenn es uns gar völlig gleich ist, ob es der Burger von hier oder da oder gar nur Hühnchen oder Sandwiches sind, so haben wir sogar wesentlich kürzere Wege vor uns - durchschnittlich sollten wir alle 2,5 km fündig werden. Doch jeder, der weiß wie Großstädte konzipiert sind, wird wissen, dass manchmal nur zwei Schritte für das nächste international kulinarische Großereignis notwendig sind...

Was meine Begeisterung für das traditionelle Essen angeht, bin ich eher gespalten. Erst kürzlich habe ich mich auf eine Tour durch Singapur begeben, um den Geheimnissen und Geschmäckern der hiesigen Küche auf den Grund zu gehen...Das Resultat dieser Tour bleibt abzuwarten bis zum Teil 2 dieses Beitrages...