Donnerstag, 13. März 2008

Essen in Singapur, Teil 2

Wer mich kennt, der weiß, ich esse gern. Essen ist Ausdruck von Kultur und Geschmack und verdient daher im eigenen sowie in anderen Ländern ein besonderes Augenmerk.  Als ich dann kürzlich einem Singapurianer erzählte, dass ich bisher noch nie Laksa probiert hatte, eine hiesige Suppenspezialität, schüttelte er ungläubig mit dem Kopf und organisierte daraufhin einen Tag, dem wir uns nur lokalen Feinheiten zuwandten.

In Singapur ist man meist in den sogenannten Food Courts (Essplätze) der großen Shopping Centren oder den altberühmten Hawker Centren. Die deutsche Übersetzung für Hawker ist "Straßenhändler" oder "Wandergewerbebetreibender" (wieder so ein Wortspielwort). In den 60ern Jahren war es Gang und Gebe sein Essen beim liebsten Hawker an der nächsten Straßenecke zu kaufen. Jene Hawker waren meist auf wenige Gerichte spezialisiert, welche sie in windeseile zubereiten konnten. Meist gesellten sich dann viele Hawker zueinander und formten eine Art "Fressmeile" auf der Sraße. Zu jender Zeit wurde noch auf offenem Feuer gekocht. Schutz vor Regen bot eine Plane und anfallender Müll fand Platz in Straßenrinnen hinter oder neben "der Küche". Ein Ratten- und Ungezieferproblem war nicht selten und Ordnungsbeamte hatten alle Hände voll zu tun. So entwickelten sich mit der Zeit und voranschreitender Entwicklung und Bereicherung (nicht zuletzt auch wegen der erlangten Unabhängigkeit von Malaysia in 1965) immer modernere kleine Zentren, in denen Hawker des alten Gewerbes ihre Geschäfte fortführen konnten. Heute Hawkerzentren bestehen meist aus kleinen Hütten, welche je nach Größe einen großen oder kleinen Platz mit Stühlen und Tischchen umsäumen. Wer hier essen geht, verstreut sich zunächst in alle Himmelsrichtungen, um sich anschließend mit seinen Lieblingsgerichten an einem Tisch wieder zusammenzufinden.

Unser "SingapurianischesEssenBegegnungsAbteuer" begannen wir an der East Coast (Ostküste) mit der berühmten Katong Laksa, welche ihren Namen der dortigen Gegend zu verdanken hat. Kokosnussmilch und Currypulver verleihen der sonst recht fischig schmeckenden Suppe das gewisse Etwas. Zur Sättigung findet man weiterhin ein paar gewöhnliche Eiernudeln. Wagemutige mischen sich dicke rote Chilipaste mit hinein. Gesamtnote: 2-



Als kleines Nebenbei gab es etwas, was sich Otah nennt. Soweit ich es verstanden habe, handelte es sich hierbei um in einem Bananenblatt gebackenen Tintenfisch. Obwohl ich nicht grundsätzlich gegen Tintenfischfleisch bin, hielt ich mich an dieser Stelle doch lieber an die Laksa...



Weiter ging's. Die Ostküste Singapurs bietet neben unendlich langen Skatewegen direkt neben dem Meer, einer Wasserskianlage und vielen schön angelegten Hawker Centern viele antike flache Reihenhäuser - völlig untypisch für den sonst so gewohnten Hochhausdschungel Singapurs...

Das nächste kulinarische Abenteuer bestand aus einer "Ei-lichen" Substanz, welche geschmacklich in Wasser gekochtem Eiweiß nahekam - ungewürzt und nicht besonders aufregend. Es nennt sich Tahu Telor. Den Pepp bringt man mit einem Hauch Chilipaste hinein. Meine Aufregung hielt sich jedoch zugegebenermaßen immer noch in Zaum...



Als nächstes besuchten wir das Restaurants des Onkels unseres kulinarischen Reiseführers. An dieser Stelle sei bemerkt, dass meine Experimentierfreudigkeit in Sachen Geschmäcker stark auf die Probe gestellt wurde...

Man brachte uns zwei große Teller mit verschiedenen unbekannten Gemüsen und scheinbar frittierten Teiggebäcken, Fish Balls (Fischbälle: pflaumengroße weiße Bällchen, die eine Konsistenz wie weißer weicher Reis haben und geschmacklich dem ersten Teil des Namens alle Ehre machen) und erneut gekochtes Eiweiß in verschiedenen Formen. Dazu wurde ein sehr "interessantes" Getränk serviert. Man nehme 0,3 Liter Wasser 100g Zucker und einen Esslöffel Salz, füge etwas Lebensmittelfarbe hinzu, rühre kräftig, stelle es in den Kühlschrank und serviere es frisch....im nächsten Getränk griff ich mit einem gequälten, doch gekonnt überspielten Lächeln zur altbekannten Coca Cola light.

Das vorerst letzte Abenteuer fand in einem kleinen chinesischem Szenerestaurant statt. Die Kellner schienen nicht nur bemüht, sondern auch einem modernen und homosexuellen Leben gegenüber sehr aufgeschlossen. Serviert wurden verschiedene Fleischkreationen, welche mit verschiedenen Gewürzen verfeinert einen gelungenen Abschluss des ersten großen kulinarischen Abenteuers hier boten. Meine Tischnachbarin in Rechnungswesen meint, es nenne sich 
Kung Po Chicken und irgendwas.



Zusammenfassend lässt sich sagen: Mein Ding war es wohl nicht so ganz (man beachte die Nutzung verschiedener Wörter zum Ausdruck von Diplomatie und Feingefühl). Ich halte mich hier fleißig an den berühmten Carrot Cake (Karottenkuchen - eine Omelettkreation mit Weißrüben. Würzig, stimmig, lecker), Prata (ein indisches Pfannkuchengebäck - für uns Berliner Eierkuchengebäck - welches mit Käse, Ei, Pilzen oder, wer es lieber süß mag, mit Bananenscheiben verfeinert werden kann. Normalerweise wird es mit einer sehr würzigen Currysuppe serviert), Satayspieße (Hähnchen-, Rind- oder Schweinefleisch aufgespießt auf dünnen Stäbchen, scharf gegrillt und mit einer dicken würzigen Erdnusssoße serviert) oder meinem Chicken Tikka Masala (auch gern in der vegetarischen Version ohne "Chicken") mit einem kräftigen Cheese-Naan (indisches Brot gebacken mit einer Käsefüllung)...

Zu probieren sei noch Chili Crab (Chili Krabbe) und alles andere, was in Mitteleuropa wohl etwas schwieriger zu bekommen sein wird. Noch weigere ich mich lecker Hühnerfüße oder gar -köpfe zu probieren. Auf der letzten Hochzeit, die ich hier besuchte, zeigte der gebackene Kopf der Ente vom Teller auf mich - man lobte mich und sprach mir Glück zu...

Wir schlussfolgern: Singapur - ein kulinarischer Traum!? Naja, verhungern muss man nicht...

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