Mittwoch, 26. März 2008

Kurzer Abriss zur bisherigen Integration

Obwohl ich meine Geschichten zu diversen Skurilitäten hier in Singapur gerne mit Bildern untermalen mochte, so wird beim Lesen des längst fälligen Berichtes schnell klar, dass Worte wohl das angebrachtere Mittel sind...

Wir schreiben den 26. März 2008. Meine Asienerfahrung begann vor ziemlich genau 6 Monaten und wenn alles nach Plan läuft, bedeutet dies Halbzeit.

Mittlerweile hat man sich an asiatische Gesichter mehr als gewöhnt, kann unterscheiden und unter Umständen sich sogar dazugehörige Namen merken. Man hat sich weiterhin an eine permanente Präsenz von Knoblauch- oder anderen Gewürzgerüchen (besonders in der Anwesenheit von singapuriansichen Indern) gewöhnt. Auch das ständige Drängeln zu den geschäftigen Zeiten in Bussen und Bahnen wird mittlerweile wissend akzeptiert und leidenschaftslos zur Kenntnis genommen.

Wir haben gelernt, dass jeder Singapurianer mindestens bilingual, in den meisten Fällen sogar trilinguar (gibt es dieses Wort???) ist. Man wächst mit seiner Familiensprache auf (meist ein chinesischer Dialekt oder eben malayisch, indonesisch, Hindi etc.). Auf der Straße wird, zumindest mit anderen kulturellen Gruppe und davon gibt es en masse, Englisch gesprochen, und als nicht mandarin-sprechender Singapurianer chinesischer Herkunft ist das Erlernen Mandarins ebenfalls Pflicht.

Neben diesen bemerkenswerten Entdeckungen machten wir jedoch auch völlig idiotische. In diesem Zusammenhang seien quietschende Schuhe für Kinder erwähnt. Spreche ich von Quietschen, so meine ich nicht etwa ein "Wenn-man-genau-hinhört-Quietschen", oh nein. Es handelt sich hierbei um ein furchtbar lautes und penetrantes Quietschen, dass bei jeder Berührung des Fußes (und dummerweise haben die meisten Kiddis zwei davon) mit dem Boden ertönt. Bisher hat sich mir die Sinnhaftigkeit dieser Erfindung noch nicht erschlossen. Ein paar Theorien habe ich jedoch:

1) Eine Studie zu Gangarten von Kindern unter 7 Jahren. Mir fiel dank dieser Schuhe auf, dass Kinder eher zu einem Stampfen denn zu einem normalen Gehen neigen (das widerum mag an diesen höllischen Schuhen liegen...)
2) Ein effektives Folterwerkzeug für unartige Kinder - während uns in Europa Eltern mit einer lächerlichen Rute vom "Weihnachtsmann" drohen, werden hier Nägel mit Köpfen, oder eben Schuhe mit integriertem nervraubenden Laut, gemacht
3) Könnten diese Stampfer auch eine Art Alarmfunktion sein: "Achtung, Kinder!"

Für weitere Ideen bin ich sehr dankbar!

Was noch? Wir haben gelernt, dass Singapur's Sicherheit "übergarantiert" ist. Da der Regierung dieser Fakt ebenso aufgefallen ist, wurde kurzerhand eine enorme Posterkampagne gefahren, die die Angst vor Raub, Überfall und Betrug wieder erhöhen sollte. "Angstkampagnen" dieser Sorte gibt es jedoch noch mehr. In Zügen und auf Bahnsteigen laufen permanent kleine Filmchen, die das Verhalten im Falle eines terroristischen Aktes lehren sollen:

"Mann mit schwarzer Tasche kommt in den Zug. Setzt sich. Unauffällig rückt er seine Tasche mit den Füßen unter den Sitz. Er verlässt den Zug, doch "vergisst" seine schwarze unauffällige Tasche! (Die Handlung spitzt sich zu) Eine Dame bückt sich und möchte ihm die Tasche hinterhertragen. (Nun bitte die Lesegeschwindigkeit etwas erhöhen!) Daraufhin hält sie ein anderer Passagier (männlich) ab. Mit erhobenen Finger und besorgtem Gesicht macht er ihr klar, dass es sich um eine Kofferbombe handeln könnte!!!! (Ruhiger werden) Beide stimmen ab, den Sicherheitsdienst zu alarmieren - entweder über "9-9-9" oder direkt am Alarmknopf in der Bahn...puh...geradeso nochmal mit dem Leben davon gekommen..."

...Irre spannend, wenn man sieben Minuten auf den nächsten Zug warten muss. Sicher vor diesen Attacken auf das menschliche Sicherheitsgefühl ist man jedoch auch in der Bahn nicht. Hier strecken einem Mücken in Über-Überlebensgröße Beine und Rüssel entgegen. "DENGUE FIEBER!!!" Auf kleinen Bildern wird instruiert, was wir persönlich gegen diese kleinen Mörder machen können - wie z.B. die Dachrinne von wasserstauendem Unrat befreien, keine stehenden Gewässer in den Wohnungen zulassen (Blumentöpfe, Abwasch) und so weiter. Was man von Seiten der Regierung aus macht, sieht folgendermaßen aus:



Derzeit befindet sich Singapur jedoch vor allem in der Angst vor dem entflohenen Terroristen Mas Selamat. Fahndungsfotos hängen ÜBERALL. "Wer ihn gesehen hat, bitte umgehend 9-9-9 wählen!" (folgendes Bild ist ernstzunehmen)



An dieser Stelle endet mein erster "Fortschritte in der Integration"s Beitrag. Wer Mythen hört oder kennt, die es meinerseits zu bestätigen gilt, nur zu! ;-)

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